HDR Großwelzheim

Name: HDR – Heißdampfsiedereaktor Großwelzheim

Art der Anlage: Atomkraftwerk

Status der Anlage: zurückgebaut

Bundesland: Bayern

Betreiber: Heißdampfreaktor Betreibergesellschaft mbH

Atomkraftwerk Großwelzheim (ca. 1990), Bild Forschungszentrum Karlsruhe, Quelle: atom-aktuell.de

Anlage

 

Name der Anlage:

HDR – Heißdampfreaktor Großwelzheim

Bundesland:

Bayern (Standort: Karlstein, direkt neben dem VAK Kahl)

Betreiber:

Heißdampfreaktor Betreibergesellschaft mbH

Gesellschafter:

Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK), heute Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde:

Ministerium für Wirtschaft (WM), später Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (StMUG)

Reaktortyp:

Heißdampfreaktor

Leistung, elektrisch:

25 MW brutto, 23 MW netto

Baubeginn:

01.01.1965

Netzsynchronisation:

14.10.1969

Inbetriebnahme:

Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 02.08.1970

Stilllegung

 

Außerbetriebnahme:

20.04.1971

Die Brennelemente wiesen konstruktive Mängel (Deformationen an den Hüllrohren) auf die einen Betrieb bei Volllast nicht erlaubt hätten. Deshalb wurde der Reaktor bereits eineinhalb Jahre nach der ersten Netzsynchronisation wieder abgeschaltet. [1]

Weiternutzung:

AEG plante, den HDR in einen schnellthermischen Reaktor umzubauen. Aufgrund technischer Probleme und fehlender Finanzierung wurden diese Planungen wieder aufgegeben. [2]

1974 – 1991 Nutzung als Versuchsanlage für die Durchführung von nicht-nuklearen Reaktorsicherheits-Experimenten, u.a. Simulationen von Erdbeben und Flugzeugabstürzen sowie Experimente zum Dampfabblasen, zum Brandschutz und zur Wasserstoff-Verpuffung. [3]

27.05.1986: Das bayerische Umweltministerium erteilte die Genehmigung im HDR künstliche Erdbeben zu Versuchszwecken zu erzeugen. Nach einer Klage zweier Anwohner, die befürchteten, dass die Schwingungen das nur 80 m entfernte Brennelementelager des VAK Kahl beschädigen könnte, wurden die Versuche im Juli 1986 wieder eingestellt. [4] [5] 

Genehmigungsverfahren:

16.02.1983: Stilllegungsgenehmigung [1]

Rückbau:

Beginn Spätherbst 1992

Die Durchführung der Experimente hatte insbesondere die Kontaminationsverteilung in der Anlage erheblich beeinflusst, was auch Auswirkungen auf die Dekontamination und die Freigabemessungen hatte. [3]

14.05.1998: Aus dem Geltungsbereich des Atomgesetzes entlassen

15.10.1998 Beendigung des konventionellen Abrisses [1]

Rückbauabfälle:

ca. 287 m³ [6]

Kosten:

Baukosten 90 Mio. DM [7]

Abfälle

 

Verbringung der Abfälle:

  1. Wiederaufarbeitung: 6,9 t SM wurden zur WAK Karlsruhe verbracht. [8]
  2. ASSE II: 986 Gebinde aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen des HDR in der WAK Karlsruhe. [9] 587 Gebinde von AEG Schnellreaktoren. [9]
  3. HDB Kalrsruhe: 152 m³ [6]
  4. Zwischenlager Nord: Druckbehälter, Kühlmaschinen und Notstromdiesel

Quellen

[1] Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung: Statusbericht zur Kernenergienutzung in der Bundesrepublik Deutschland 2022. August 2023

[2] W. Marth: Zur Geschichte des Projekts Schneller Brüter, KfK 3111. Juli 1981

nucleopedia.org: Kernkraftwerk Großwelzheim

[3] BRENK Systemplanung Aachen: "Stilllegung und Rückbau kerntechnischer Anlagen", Aachen November 2009

[4] "Weitere "Erdbeben"-Tests?" Frankfurter Rundschau, 17.07.1986

[5] "Erdbeben" im Reaktor gestoppt", Abendzeitung, 18.07.1986

[6] Bayerischer Landtag: Antwort des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Rinderspacher (SPD): Rückbau von Forschungs-, Prototypen- und Unterrichtsreaktoren in Bayern. Drucksache 17/3303, 31.10.2014

[7] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Bärbel Höhn, Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen: „Forschungs- und Versuchsreaktoren in Deutschland“ Drucksache 17/2294, 17.09.2010

[8] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Bündnis 90 / Due Grünen: "Atommüll – Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe und Zwischenlager Nord" Drucksache 17/4702, 07.02.2011

[9] Greenpeace Tabelle Asse-Inventar

[10] Helmholtz Zentrum München, PG Jülich: AG Asse Inventar - Abschlussbericht, 31.08.2010