Siempelkamp Schmelzanlage

Name: Siempelkamp Schmelzanlagen CARLA und GERTA

Art der Anlage: Konditionierung

Status der Anlage: in Betrieb

Bundesland: Nordrhein-Westfalen

Betreiber: Siempelkamp Metallurgie GmbH

Quelle: www.siempelkamp.com

Anlage

 

Name:

Siempelkamp Metallurgie GmbH (SMG), früher Siempelkamp Nukleartechnik GmbH [1]

Bundesland:

Nordrhein-Westfalen

Eigentümer:

Siempelkamp GmbH & Co KG (Familienbesitz)

Standort:

Die Produktionsanlagen von Siempelkamp sind nur durch eine Bahntrasse von der angrenzenden Wohnbebauung getrennt.

Beschäftigte:

31 in der Nukelartechnik am Standort Krefeld [1]

Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde:

Bezirksregierung Düsseldorf

Genehmigungen: [2]

Oktober 1989 nach § 7 StrlSchV: Umgang mit radioaktiven Stoffen bis zu 200 Bq/g spezifische Aktivität

März 2008: Erweiterung auf 1.000 Bq/g; für die Betastrahler Fe-55, Ni-63, C-14 und H-3 sind zusätzlich in Summe 1.000 Bq/g erlaubt. Der Anteil an Kernbrennstoffen ist auf 15g/100kg begrenzt.

CARLA-Schmelzanlage: [2]

1989: Inbetriebnahme von CARLA = Centrale Anlage zum Recyclieren leichtaktiver Abfälle

  • Thermische und mechanische Zerlegung von Komponenten bis zur Größe eines 40-Fuß-Containers (2.50 m x 2.50 m x 12 m). Zerlegung größerer Teile möglich
  • Vordekontaminierung in einer Strahlkabine zur Erzielung höherer Freigabequoten
  • Granulieren von Flüssigeisen
  • Verwertung von Eisengranulat bei der Herstellung von Behältern aus Schwerbeton und zur Verfüllung von Hohlräumen in „Endlager“-Gebinden
  • Verarbeitung von Eisen, Buntmetall und verzinktem Material
  • Verwertung von Schmelzprodukten zur Herstellung von Gussbehältern für schwach- und mittelradioaktive Abfälle
  • Freimessungen

GERTA-Schmelzanlage: [3]

Januar 1998: Inbetriebnahme von GERTA = Grosstechnische Einrichtung zum Recyclieren toxischer Abfälle - Schmelzanlage für Metalle, die chemisch kontaminiert sind (z.B. Asbest, PCB, Quecksilber) und die mit Radionukliden natürlichen Ursprungs (NORM) verunreinigt sind (z.B. aus Düngemittelindustrie, Wolframindustrie) Jahresschmelzkapazität 2.000 t

Besondere Gefahren:

Die Produktionsanlagen von Siempelkamp grenzen direkt an die Wohnbebauung an.

Die Freigabe führt zu einer unkontrollierten Verbreitung radioaktiver Stoffe in Dingen des täglichen Umgangs sowie zur Konzentration strahlender Materialien auf Hausmülldeponien.

11.08.2020: Bei einer Umweltinspektion durch die Bezirksregierung Düsseldorf wurde sowohl für die GERTA [4] als auch für die CARLA-Schmelzanlage festgestellt, dass die wasserrechtliche Genehmigung fehlte. [5]

Störfälle:

30.05.2011: Brand in der Schmelzanlage GERTA, nach Angaben von  Siempelkamp ohne Einbezug radioaktiven Materials. [6]

31.10.2014: Explosion eine Kolbens beim Enschmelzen strahlender Teile eines Baggers. Durch die Druckwelle wurde eine Bleiglasfront nach außen gedrückt und das Dach der Halle beschädigt. Strahlende Partikel verteilten sich in der Halle. Von der Bezriksregierung wurden max. 120 Nanosievert gemessen, das 2-3fache des dortigen Normalwerts. [7]

2016: Brand in de Schmelzanalge GERTA, die Anlage blieb monatelang außer Betrieb. [8]

Stilllegung

 

Befristung:

Unbefristete Betriebsgenehmigung [1]

Abfälle

 

Abfälle aus GERTA:

Im Staub dominieren als Radionuklide Pb-210 und Po-210. Die anderen Radionuklide der Uran- und Thoriumzerfallsketten gehen in die Schlacke über. [9]

Die spezifische Aktivität für Pb-210/Po-210 im Staub darf 70 Bq/g nicht überschreiten. [10]

Abfälle aus CARLA: [2]

In den ersten 20 Betriebsjahren wurden von 25.000 t Schmelzmenge 9.000 t freigegeben, jährlich werden etwa 300 t – 600 t Gießlinge freigegeben, 14.500 t wurden bei der Herstellung von Abschirmungen und Behältern verwendet, 1.500 t verblieben als radioaktive Abfälle. Die etwa 5% radioaktiven Abfälle verteilen sich auf 3% Schlacke, 0,8 % Ofenausbruch, 0,7 % Staub und 0,5% Kehricht. 

Siempelkamp bietet zusammen mit einem anderen Genehmigungsinhaber eine externe Abklinglagerung zur Ermöglichung einer späteren Freimessung an. Dafür steht ein Areal für max. 1000 t CARLA-Gießlinge zur Verfügung.

Inventar (31.12.2019): [11]

Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle

  • Feste Abfälle, anorganisch: 96,5 t
  • Feste Abfälle, organisch: 13,2 t
  • Mischabfälle: 1,4 t

Konditionierte Abfälle

  • 200-l-Fässer: 2 (<1 m³)

Verbringung der Abfälle:

  1. Untertagedeponie Heilbronn: [9]
  • Oktober 2004 - Oktober 2011: 257 t Rückstände aus dem Schmelzbetrieb CARLA (abgeschlossen)
  • Juni 2003: 19 t Rückstände aus einem Schmelzprozess (COMAS)
  • November 2000 – Dezember 2011: 415 t quecksilberbelastete Filterstäube aus dem Schmelzrecyclingprozess (GERTA); November 2000 – Dezember 2011
  1. Freigabe: Gießlinge, Schlacke, Staub und Ofenausbruch [2]

Transporte

 

zur Anlage:

Schwachradioaktive Abfälle

von der Anlage:

Schwachradioaktive Abfälle, freigegebene radioaktive Abfälle

Gleisanschluss:

Vorhanden

Adressen

 

Betreiber:

Siempelkamp Metallurgie GmbH
Siempelkampstr. 75, 47803 Krefeld
Tel.: 02151 9230, Fax: 02151 92-5604,
www.siempelkamp.com

Behörden:

Bezirksregierung Düsseldorf
Postfach 300865, 40408 Düsseldorf,
el.: 0211 475-0
poststelle(at)bezreg-duesseldorf.nrw.de, www.brd.nrw.de

Quellen

[1] Landtag Nordrhein-Westfalen: Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage 32 der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen: Die Atomwirtschaft in NRW : Bedeutung und Aktivitäten, Drucksache 17/14380, 28.06.2021

[2] Quade, Ulrich; Luth, Thomas: „Recycling metallischer Reststoffe – 20 Jahre Betrieb der Schmelzanlage CARLA durch Siempelkamp Nukleartechnik GmbH, Sonderdruck aus atw Jahrgang LIV (2009), Heft 10 Oktober

[3] Informationsblatt von Siempelkamp zur GERTA-Schmelzanlage

[4] Bezirksregierung Düsseldorf: Umweltinspektion Siempelkamp Metallurgie – Schmelzanlage GERTA, 16.10.2020

[5] Bezirksregierung Düsseldorf: Umweltinspektion Siempelkamp Metallurgie – Schmelzanlage CARLA, 16.10.2020

[6] „Der Brand am 30. Mai“, RP-online, 08.08.2011

[7] „Siempelkamp will besser informieren“, Stadt-spiegel-krefeld, 18.11.2014

[8] Rheinische Post: Siempelkamp-Anlage fällt nach Feuer mehrere Monate aus, 16.08.2016

[9] Dr. C. Kunze Dr. E. Ettenhuber A. Schellenberger: Ermittlung von potentiellen Strahlenexpositionen durch Ableitungen aus NORM-Industrien, in: Bundesamt für Strahlenschutz: Ressortforschungsberichte zum Strahlenschutz, BFS-RESFOR-141/18, Oktober 2018

[10] Gärtner et al (2005) Gärtner, Hempler: Verarbeitung und Beseitigung natürlich radioaktiver Stoffe (NORM-Abfälle) in: Fachverband Strahlenschutz: Strahlenschutz-Aspekte bei der Entsorgung radioaktiver Stoffe, 37. Jahrestagung des Fachverbandes Strahlenschutz e.V , 5. Gemeinsame Jahrestagung mit dem Österreichischen Verband für Strahlenschutz, Basel 20.-23.09.2005, Bandherausgeber: Andreas Zuberbühler, Martin Baggenstos, Norbert Zoubek, Albin Janett, Köln 2005

[11] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: „Verzeichnis radioaktiver Abfälle – Bestand zum 31. Dezember 2019 und Prognose“, Januar 2021

[9] Stadt Heilbronn: Antwort auf die Anfrage vom12.08.2011 – Lagerung von schwachradioaktivem Abfall im Salzbergwerk Heilbronn, Heilbronn 25.10.2011