Kerntechnischer Ausschuss (KTA)

Der KTA, konstituiert am 19.09.1972, besteht aus Vertretern der Betreiber und der Hersteller kerntechnischer Anlagen, von Behörden des Bundes und der Länder sowie weiterer Behörden und Gutachterorganisationen. Er wurde analog zum Deutschen Dampfkesselausschuss gegründet und hat die Aufgabe, auf Gebieten der Kerntechnik, bei denen sich auf Grund von Erfahrungen eine einheitliche Meinung von Fachleuten der Hersteller, Ersteller und Betreiber von Atomanlagen, der Gutachter und der Behörden abzeichnet, für die Aufstellung sicherheitstechnischer Regeln zu sorgen und deren Anwendung zu fördern.

Entstehung

1967 - 1972 Vorbereitende Gespräche über die Gründung eines Kerntechnischen Ausschusses (KTA) analog zum DDA (Deutscher Dampfkessel Ausschuss, gegründet 12/1923) „Erst 1972, als die Atomwirtschaft mit Sorge auf einen Vorstoß des Wissenschaftsministers in Richtung einer staatlichen Reaktorsicherheitbehörde reagierte, fand sich der VdTÜV dazu bereit, zusammen mit Vertretern der RSK, der zuständigen Ministerien und weiterer Behörden den Kerntechnischen Ausschuss (KTA) zu gründen.“ [1 Radkau S.410]

1972 Gründung des KTA durch einen Erlass des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft (BMWB)

01.09.1972 Bekanntmachung über die Bildung des Kerntechnischen Ausschusses (KTA)

Konstituierung

19.09.1972

Aufgabe

„Der KTA hat die Aufgabe, auf Gebieten der Kerntechnik, bei denen sich auf Grund von Erfahrungen eine einheitliche Meinung von Fachleuten der Hersteller, Ersteller und Betreiber von Atomanlagen, der Gutachter und der Behörden abzeichnet, für die Aufstellung sicherheitstechnischer Regeln zu sorgen und deren Anwendung zu fördern.“ [2] 

Angegliedert an

1972 Bundesministerium des Inneren (BMI)

1986 Verlagerung des KTA in den Zuständigkeitsbereich des neu gegründeten Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)

2013 Umbenennung in Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)

Zusammensetzung

Laut Satzung besteht der KTA aus 35 Mitgliedern (5 x 7). Bis 2012 waren es 50 Mitglieder (5 x 10). Die Berufung des KTA erfolgt alle vier Jahre durch das BMUB:

7 Vertreter der Hersteller und Ersteller von Atomanlagen:

  • Dr. A. Graf, AREVA GmbH
  • Dr. N. Haspel, Westinghouse Electric Germany GmbH
  • Dipl.-Ing. H. Huhle, Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie
  • Dr. H.-D. Kiehlmann, AREVA GmbH
  • Dr. M. Pache, Westinghouse Electric Germany GmbH (Vertreter: Dipl.-Ing. O. Heßler)
  • Dipl.-Ing. G. Rychlik, Bilfinger Piping Technologies GmbH
  • Dipl.-Ing. U. Stoll, AREVA GmbH

7 Vertreter der Betreiber von Atomanlagen;

  • C. Heil, EnBW Kernkraft GmbH (Vertreter: K. Kirschenmann)
  • Dr. R. Jastrow, EnBW Kernkraft GmbH (Vertreter: Dr. A. Strohm)
  • Dr. C. Müller-Dehn, E.ON Kernkraft GmbH (Vertreter: Dr. S. Nikles)
  • Dr. V. Noack, RWE Power AG (Vertreter: Dipl.-Ing. D. Gäckler )
  • U. Rieger, Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (Vertreter: Dr. B. Schubert)
  • Dipl.-Ing. M. Röhrborn, RWE Power AG (Vertreter: Dr. C.-H. Lefhalm)
  • Dr.-Ing. F. Sommer, E.ON Kernkraft GmbH (Vertreter: Dipl.-Ing. U. Jorden)

7 Vertreter des Bundes und der Länder:

  • Ministerialrat L. Frischholz, Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Vertreter: Regierungsdirektor Dr. H. Emrich)
  • Ministerialdirektor Dr. G. Feige, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (Vertreter: Dipl.-Ing. E. Rühl)
  • Ministerialrat F. Scharlaug, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Schleswig-Holstein (Vertreter: Regierungsdirektor Dr. H. von Raczeck)
  • Oberregierungsrat R. Stegemann, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Vertreter: Regierungsdirektor P. Sperling)
  • Ministerialrat E. Unger, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (Vertreter: GDir. A. Wiedenhofer)
  • Ministerialdirigent Dr. A. Vorwerk, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Vertreter: RDir K. Weidenbrück)
  • Ministerialrat T. Wildermann, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (Vertreter: Ministerialrat Dr. W. Glöckle)

7 Vertreter der Gutachter und Beratungsorganisationen:

  • Dipl.-Phys. R. Donderer, RSK (Vertreter: Dipl.-Ing. H.-M. Kursave)
  • Dr.-Ing. P. Heidemann, TÜV NORD SysTec GmbH & Co. KG (Vertreter: Dipl.-Ing. A. Vortriede)
  • Dipl.-Ing. S. Kirchner, TÜV SÜD Industrie Service GmbH (Vertreter: Dr. R. Kohl)
  • Dipl.-Ing. H.-M. Kursawe, TÜV SÜD Energietechnik GmbH (Vertreter: Dipl.-Ing. F. Brandes)
  • Dr. T. Rieckert, TÜV NORD SysTec GmbH & Co. KG (Vertreter: Dr. A. Schröer, Verband der Technischen Überwachungsvereine e.V. )
  • Dipl.-Ing. C. Verstegen, Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) mbH (Vertreter: Dr. U. Jendrich)
  • Dipl.-Ing. U. Welte, SSK (Vertreter: Dipl.-Ing. J. Scheer)

7 Vertreter der folgenden Behörden, Organisationen und Stellen:

  • Dr. R. Beauvais, Allianz Global Corporate & Specialty (Vertreter: Dipl.-Ing. T. Leubert, Deutsche Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG))
  • Professor Dr. A. Erhard, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
  • R. Gispert, DGB
  • Technischer Direktor Dr. A. Kastenmüller, Forschungsreaktor FRM II
  • Dipl.-Ing. K. D. Nieuwenhuizen, Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (Vertreter: Dipl.-Phys. T. Ludwig)
  • Ministerialrat Dr.-Ing. G. Scheuermann, ARGEBAU (Vertreter: Baudirektor Dr.-Ing. H. Schneider)
  • Dipl.-Ing. M. Treige, DIN Deutsches Institut für Normung e.V. (Vertreter: Dipl.-Ing. J. Winkler)

Präsidium:

  • MinDirig Dr. A. Vorwerk (Vorsitzender), Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Stellvertreter: MinR T. Wildermann, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg)
  • Dipl.-Ing. U. Stoll (Stellvertr. Vorsitzender), AREVA GmbH
    (Stellvertreter: Dipl.-Ing. O. Heßler, Westinghouse Electric Germany GmbH)
  • Dipl.-Ing. H.-M. Kursawe, TÜV SÜD Energietechnik GmbH (Stellvertreter: Dipl.-Ing. S. Kirchner, TÜV SÜD Industrie Service GmbH)
  • Dr. F. Sommer , E.ON Kernkraft GmbH (Stellvertreter: Dipl.-Ing. C. Heil, EnBW Kernkraft GmbH) [3] 

Arbeitsweise

Historisch entwickelte sich das KTA-Regelwerk auf der Basis von vorhandenen deutschen konventionellen Regelwerken und insbesondere amerikanischen kerntechnischen Sicherheitsregeln. Die KTA-Regeln entfalten zwar keine rechtliche Bindungswirkung, auf Grund ihres Entstehungsprozesses und Detaillierungsgrades kommt ihnen aber eine weit reichende praktische Wirkung zu. Derzeit besteht das KTA-Regelwerk aus 106 Regelvorhaben, davon sind 93 bereits erstellte KTA-Regeln und 3 Regelentwürfe. 10 Regelentwürfe sind in Vorbereitung. [4]

Unterausschüsse:

  • Programm und Grundsatzfragen (UA-PG)
  • Anlagen- und Bautechnik (UA-AB)
  • Betrieb (UA-BB)
  • Elektro- und Leittechnik (UA-EL)
  • Mechanische Komponenten (UA-MK)
  • Reaktorkern und Systemauslegung (UA-RS)
  • Strahlenschutztechnik (UA-ST). [2]

Geschäftsstelle

1973 - 1990 Einrichtung einer "Geschäftsstelle des Kerntechnischen Ausschusses" (KTA-GS) am Institut für Reaktorsicherheit der Technischen Überwachungsvereine e.V. (IRS) und später bei der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) mbH

01.01.1991 Übernahme der "Geschäftsstelle des Kerntechnischen Ausschusses" (KTA-GS) in das Bundesamt für Strahlenschutz

Veröffentlichungen

  • KTA-Handbuch: Unterlagen zu Grundlagen, Programm und personeller Zusammensetzung des KTA, seines Präsidiums und der eingesetzten Unter-ausschüsse.
  • Jaheresbericht des KTA: Ausführungen zum Kerntechnischen Ausschuss, zum Regelprogramm und zur Regelarbeit.
  • Begriffe-Sammlung: in KTA-Regeln definierten Begriffe und weitere für die Regelarbeit wichtigen Begriffe aus anderen Regelwerken, Normen und Vorschriften.
  • Berichte zur Regelarbeit

Ergebnisse

Link zum KTA-Regelprogramm

Link zu den KTA-Berichten

Kritik

Regelungslücken: Die KTA-Richtlinien, das Atomgesetz und weitere Regelungen wie die Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung (AtSMV) werden bei der Erstellung und Aktualisierung der Bedienungs- und Notfallhandbücher für die Kernkraftwerke berücksichtigt.“Allerdings weisen die Handbücher manche Lücken auf. Ein Beispiel ist ein Vorfall im Kernkraftwerk Philippsburg im Landkreis Karlsruhe von 2001: Dort hatten Tanks mit der Notfallkühlung eine falsche Borsäurekonzentration aufgewiesen.Dies hätte zu schwerwiegenden Folgen führen können, doch im Betriebshandbuch waren die Anweisungen für diesen Notfall unvollständig - der Betreiber ließ das Kraftwerk am Netz.“ [5] 

Adresse

KTA-Geschäftsstelle beim Bundesamt für Strahlenschutz, Postfach 10 01 49, 38201 Salzgitter, Tel.: 030 / 18333-1621, Fax: 030 / 18333-1625, kta-gs@bfs.de, www.kta-gs.de

Quellen

[1] Joachim Radkau: „Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft“, Reinbeck bei Hamburg 1983

[2] „Neufassung der Bekanntmachung über die Bildung eines Kerntechnischen Ausschusses“,BAnz AT 10.12.2012 B2

[3] KTA-Jahresbericht 2015

[4] http://www.bmub.bund.de/themen/atomenergie-strahlenschutz/nukleare-sicherheit/rechtsvorschriften-technische-regeln/kta-regelwerk/

[4] „Im Labyrinth der Zuständigkeiten“, süddeutsche.de, 12.12.2008