Brennelemente-Hersteller

Die führenden Brennelementhersteller sind Westinghouse Electric Company (31% Marktanteil 2015), Framatome (30% Marktanteil 2015), TVEL (17% Marktanteil 2015) und Global Nuclear Fuel (11% Marktanteil 2015). Die restlichen 11% teilen sich weitere Hersteller von denen hier nur die ENUSA Industrias Avanzadas noch aufgeführt ist.

Westinghouse Electric Company

Westinghouse Electric Company ist weltweit der größte Hersteller von Kernbrennstoffen. [1] Ursprünglich ein US-amerikanischer Konzern, wechselte Westinghouse in den letzten 25 Jahren mehrfach den Besitzer. 1998 wurde die nukleare Sparte von dem staatlichen britischen Unternehmen British Nuclear Fuels (BNFL) übernommen. 2006 übernahm der japanische Konzern Toshiba die gesamte Nuklearsparte von BNFL inklusive Westinghouse für 5,4 Milliarden US Dollar. Ende 2017 beantragte die Westinghouse nach Milliardenverlusten durch Atomkraftprojekte Insolvenz. Im Januar 2018 wurde Westinghouse vom Investmentfonds Brookfield Business Partner (BBP) für 4,6 Mrd. US Dollar aufgekauft. [2]

Im Oktober 2022 verkaufte BBP Westinghouse an ein Konsortium bestehend aus seinem Tochterunternehmen Brookfield Renewable Partners (51%) und dem kanadischen Urankonzern Cameco Corporation (49%). [3]

Neben dem Bau von Druckwasserreaktoren des Westinghouse-Typs (AP 1000) und den gasgekühlten Reaktoren für Großbritannien bietet Westinghouse Brennstoff und Zwischenprodukte für mehrere Reaktortypen an.

Standorte für die Fertigung von Brennelementen:

  • USA: Columbia S.C. Westinghouse Columbia Fuel Fabrication Facility (CFFF) [4]
  • Großbritannien: Springfields [5]
  • Schweden: Vasteras [6]

Fertigung von Brennelementen für:

  • Druckwasserreaktoren
  • Siedewasserreaktoren
  • WWER-Reaktoren für den osteuropäischen Markt
  • Fortgeschrittene Gas-gekühlte Reaktoren (AGR) für den britischen Markt [5]

Framatome

Die Nuklearindustrie in Frankreich ist ohne staatliche Subventionen am Ende. Im September 2001 wurden die mehrheitlich staatlichen Unternehmen Framatome (Reaktorbau) und Cogema (Urangewinnung, Anreicherung und Wiederaufarbeitung) zur AREVA-Gruppe fusioniert. Ausbleibende Aufträge und Probleme beim Bau der Reaktoren in Olkiluoto (Finnland) und Flamanville (Frankreich) führten über Jahre zu dramatischen finanziellen Verlusten. Nachdem der französische Staat das marode Unternehmen mit insgesamt 4,5 Mrd. Euro vor dem Bankrott bewahrt hatte, wurde der AREVA-Konzern 2017 wieder zerschlagen. Unter dem Namen AREVA verblieb der Bau des Atomreaktors Olkiluoto 3. Die restliche Reaktorbausparte, 75,5 % des AREVA-Konzerns, wurde am 01.01.2018 von der überwiegend staatlichen Elektrizitätsgesellschaft Électricité de France (EDF) als Tochter übernommen und firmiert wieder unter dem alten Namen Framatome. Sie ist für Bau und Instandhaltung anderer Atomkraftwerke sowie die Brennelementfertigung zuständig. Uranabbau, Urananreicherung und Wiederaufarbeitung wurden in ein eigenes Unternehmen mit dem Namen Orano ausgegliedert. [7]

Standorte für die Fertigung von Brennelementen: [8]

  • Frankreich: Jarrie, Ugine, Montreuil-Juigné, Rugles, Paimboeuf, Romans und Lyon
  • Deutschland: Lingen und Karlstein
  • USA: Richland und Lynchburg

Fertigung von Brennelementen für:

  • Druckwasserreaktoren
  • Siedewasserreaktoren
  • Forschungsreaktoren

TVEL Fuel Company

Die russische TVEL ist eine 100%-ige Tochter des Staatskonzerns Rosatom. Neben Urankonversion und Urananreicherung  betreibt TVEL Anlagen für die Brennstofffertigung an folgenden Standorten in Russland: [9]

  • MSZ Machinery Manufacturing Plant, Joint-Stock Company (MSZ JSC)
  • Novosibirsk Chemical Concentrates Plant
  • Das Chepetsk Mechanical Plant in Glazov (Republic of Udmurtia)

"MSZ Machinery Manufacturing Plant, Joint-Stock Company (MSZ JSC) produziert Brennstäbe und Brennelemente. In der EU werden Kernbrennstoffe von MSZ in den WWER Reaktoren in Loviisa (Finnland), Dukovany und Temelin (Tschechien), Mochovce und Bohunice (Slowakei) und Paks (Ungarn) verwendet. Im Zuge einer Kooperation mit Framatome produziert MSZ Brennelemente für Druck- und Siedewasserreaktoren westlicher Bauart. Diese werden bzw. wurden nach Deutschland, Schweiz, Schweden, Niederlande und das Vereinigte Königreich geliefert." [9]

"Novosibirsk Chemical Concentrates Plant produziert Brennelemente für Reaktoren des Typs WWER-440, WWER-1000 und WWER-1200. NCCP produziert seit Dezember 2021 die TVS-K Brennelemente die für westliche Kernkraftwerke entwickelt wurden, allen voran Westinghouse 3 und 4 Loop Reaktoren. Weiters produziert NCCP Brennstoff-Pellets für die WWER, RMBK und LWR welche sowohl von NCCP selbst verbaut, als auch an andere Unternehmen welche Brennelemente fertigen geliefert werden. Die jährliche Kapazität liegt bei über 600 Tonnen Brennstoff-Pellets. Brennelemente der NCCP werden in Bulgarien verwendet." [9]

Global Nuclear Fuel (GNF)

Die US-amerikanische GNF produziert seit 1969 Kernbrennstoffe und ist inzwischen ein Tochterunternehmen des Konzerns General Electric Hitachi. [10]

Standorte:

  • USA: Wilmington, N.C.
  • Japan: Kurihama

GNF produziert Brennelemente für Siedewasserreaktoren

ENUSA Industrias Avanzadas

Das staatliche spanische Unternehmen ENUSA Industrias Avanzadas ist im Bereich Uranbeschaffung Brennelementherstellung und Rückbau tätig. 60% von ENUSA gehören der Sociedad Estatal de Participaciones Industriales (SEPI), der Dachgesellschaft des spanischen Staates zur Verwaltung der Staatsgesellschaften (Finanzministerium) und 40% dem Centro de Investigaciones Energéticas, Medioambientales y Tecnológicas (CIEMAT) (Forschungsministerium). [11]

2019 sind GNF und ENUSA Industrias Avanzadas, ein Joint Venture eingegangen.

Standort: [12]

  • Spanien: Juzbado (Salamanca)

ENUSA produziert Brennelemente für [12]

  • Siedewasserreaktoren
  • Druckwasserreaktoren (in Lizenz von Westinghouse),
  • WWER-Reaktoren (in Kooperation mit Westinghouse) [13]

Joint Venture TVEL-Framatome

Im Februar 2021 wurde durch eine Mitteilung des Bundeskartellamtes öffentlich bekannt, dass die TVEL einen 25%-Anteil an dem französischen Unternehmen Advanced Nucelar Fuels (ANF) erwerben und damit in die Brennelementfertigung im niedersächsischen Lingen einsteigen wollte. Die Europäische Union und das Bundeskartellamt hatten dem Kauf bereits zugestimmt, die Bundesregierung verweigerte jegliche Auskunft zu dem Vorgang und verwies auf den Geheimschutz. [14] Nach Kriegsbeginn zog Rosatom Ende Februar 2022 seinen Antrag für dieses Joint Venture zurück. [15]

Ein Jahr später wurde bekannt, dass stattdessen in Frankreich ein Joint Venture zwischen dem Mutterkonzern Framatome und Rosatom geschlossen wurde. [16]  Am 10.03.2022 reichte die Framatome-Tochter ANF einen Antrag beim niedersächsischen Umweltministerium auf Änderung der Produktion ein. Sie will in Lingen sechseckige (hexagonale) Brennstäbe für den Einsatz in Atomkraftwerken sowjetischer Bauart (WWER) produzieren. [17] „Im Fall einer Genehmigung der neuen Produktionsanlagen werden voraussichtlich auch russische Atomspezialisten in die Brennelementefabrik kommen und dort mitarbeiten. Das hat das Umweltministerium in Hannover jetzt bestätigt.“ [18]

Bereits im August 2022 hatte das niedersächsische Umweltministerium unter Olaf Lies (SPD) entschieden, dass für den Änderungsantrag der ANF keine Umweltverträglichkeitsprüfung und damit auch keine Öffentlichkeitsbeteiligung notwendig sei. Über den Antrag selbst ist noch keine Entscheidung getroffen worden. [17] Am 15. April 2023 erklärte Umweltminister Christian Meyer (Grüne) anläßlich des Endes des Atomstromproduktion in Deutschalnd, dass er zu dem Antrag trotzdem ein Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung einleiten will. [19]

Zum osteuropäischen Brennelemente-Markt siehe: Die Bedeutung der russischen Atomindustrie für Europa

Quellen:

[1] statista: Marktanteile der wichtigsten Brennstabhersteller für Atomreaktoren weltweit im Jahr 2015

[2] wikipedia.de: Westinghouse Electrric Company, Bearbeitungsstand: 31. März 2023

[3] bep.brookfield.com: Cameco and Brookfield Renewable Form Strategic Partnership to Acquire Westinghouse Electric Company, Presseerklärung 11.10.2022

[4] www.westinghousenuclear.com: Columbia facts & informatione, abgerufen 19.04.2023

[5] www.westinghousenuclear.com: uknuclear, abgerufen 19.04.2023

[6] www.westinghousenuclear.com: producter och Tjanster - Nuclear fuel, abgerufen 19.04.2023

[7] "AREVA-Reaktorgeschäft erhält alten Namen zurück", handelsblatt.com, 04.01.2018

[8] framatome.com: Mastering the whole process from design to fabrication, abgerufen 19.04.2023

[9] Umweltbundesamt: Analyse der Rosatom-Aktivitäten bzw. Rosatom-Verflechtungen mit der EU, Wien 2022

[10] GNF: Fueling the future, abgerufen 19.04.2023

[11] https://www.youtube.com/watch?v=yQ6kjDw2uzw

[12] enuse.es: fabrication, abgerufen 19.04.2023

[13] Nuklearforum Schweiz: Kooperationsvereinbarung zwischen Enusa und Westinghouse zur Herstellung von WWER-440-Brennstoff. 26.03.2023

[14] Antwort der Bundesregierung auf die schriftliche Frage des Abgeordneten Hubertus Zdebel, 11.03.2021

[15] Deutschlandfunk: Auch Europas Nuklearindustrie kann nicht ohne Russland, 28.04.2022

[16] ndr.de: Werden in Lingen bald russische AKW-Brennstäbe produziert? 31.03.2023

[17] Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz: Advanced Nuclear Fuels GmbH – Antrag auf Erteilung einer Änderungsgenehmigung zur Fertigung von VVER-Brennelementen (Änderungsvorhaben 950/22) Allgemeine Vorprüfung zur Feststellung der UVP-Pflicht, Hannover, 26.08.2022

[18] taz de (Reimar Paul): Brennelementfabrik in Lingen: Russland kauft sich ein, 31.03.2023

[19] Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz: Meyer: „Endlich endet ein jahrzehntelanger gesellschaftlicher Konflikt“ Presseinformation 040/2023, 15.04.2023