Anlage | |
Name der Anlage: | KKP 1 – Kernkraftwerk Philippsburg 1 |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Betreiber: | EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) |
Gesellschafter: | EnBW AG |
MitarbeiterInnen: | In beiden Blöcken zusammen ca. 800 [1] |
Reaktortyp: | Siedewasserreaktor, Baulinie 69 |
Leistung, elektrisch: | 926 MW brutto, 890 MW netto |
Baubeginn: | 01.10.1970 |
Netzsynchronisation: | 05.05.1979 |
Inbetriebnahme: | Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 26.03.1980 |
Entsorgungsvorsorge-nachweis: | Kraftwerksinterne Zwischenlagerung, Endlagerung in der ASSE II, „in dem die Abfälle in Zementblöcke eingeschlossen unter ständiger Aufsicht und ohne Gefahr für die Umgebung gelagert werden können“. (1. TEG vom 09.10.1970) |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) |
Informelle | Am 25.7.2012 konstituierte der baden-württembergische Umweltminister Untersteller die Informationskommission zum AKW Philippsburg. Sie besteht aus Kommunal- und LandespolitikerInnen sowie VertreterInnen von Bürgerinitiativen, BUND, Kreisbauernverband, ver.di und der Wirtschaft. [2] Die Kommission traf sich zwei Mal pro Jahr. Oktober 2021: Die Informationskommission wird eingestellt, stattdessen hat das Umweltministerium Baden-Württemberg ein Infoforum "Nukleare Sicherheit und Strahlenschutz" eingerichtet. Ein interaktiver Livestream ersetzt eine mit Mitgliedern besetzte Kommission. [3] |
Besondere Gefahr: | Der Reaktor liegt in einem Erdbebengebiet, im Bereich des Oberrheingrabens und im natürlichen Überflutungsgebiet des Rheins. [4] Eine statistische Erhebung zeigt, dass ab 2001 deutlich weniger Mädchen geboren werden. [5] |
Meldepflichtige Ereignisse: | 382 (Stand 31.12.2021) [6] |
Stilllegung | |
Außerbetriebnahme: | 17.03.2011 (laut Moratorium der Bundesregierung) |
Abschaltung, endgültig: | 06.08.2011 (per Atomgesetz) |
Stilllegungsanträge: | 24.04.2013: Antrag nach § 7 Abs.3 AtG (1. SAG) auf vollständigen Rückbau. Der Antrag zur 1. SAG umfasst den Restbetrieb, die Ableitung radioaktiver Abwasser und Abluft, den Abbau der Anlagenteile inklusive Reaktordruckbehälter (RDB) und RDB-Einbauten, die Änderung der Anlage und die Herausgabe nicht belasteter Materialien. 18.06. und 03.06.2014: Anträge für die Errichtung eines Reststoffbearbeitungszentrums und eines Standortabfalllagers nach §7 StrlSchV 19.01.-18.03.2015: Auslegung der Stilllegungsunterlagen. Die vorgelegte Umweltverträglichkeitsuntersuchung umfasst auch die vorgesehene Errichtung und Betrieb eines Reststoffbearbeitungszentrums (KKP-RBZ) sowie eines Standortabfalllagers (SAL-P), die jeweils Gegenstand eines separaten Bescheids nach §7 Strahlenschutzverordnung sind. [7] Der BUND Mittlerer Oberrhein Karlsruhe verfasste eine Sammeleinwendung. 21.12.2017: Betreiber reicht den Antrag für die 2. Abbaugenehmigung beim Umweltministerium ein. Antragsgegenstände sind im Wesentlichen der Abbau des biologischen Schilds, des Brennelementlagerbeckens, des Reaktorbeckens und des Flutraums über dem Reaktordruckbehälter. [8] Die Freigabe radioaktiver Abfälle soll nach §29 Strahlenschutzverordnung genehmigt werden. |
Genehmigungen: | 07.04.2017: Erteilung der 1. Stilllegungs- und Abbaugenehmigung [9] 17.12.2018: Genehmigung zur Errichtung eines Reststoffbearbeitungszentrums und eines Standortabfalllagers (gemeinsam mit Block 1). [10] 30.07.2020: 2. und letzte Abbaugenehmigung [11] |
Rückbau: | 02.05.2017: Beginn des Rückbaus. Seitdem wurden die Beton-Abschirmriegel sowie der Deckel des Reaktordruckbehälters (RDB) zerlegt und ebenfalls bereits erste Einbauten des RDBs unter Wasser fernbedient demontiert und zerlegt. [12] 14.05.2020: Sprengung der beiden Kühltürme [13] |
Dauer des Rückbaus: | Die EnBW geht im Normalfall von 15 – 20 Jahren Rückbauzeit ab Erteilung der 1. Stilllegungs- und Abbaugenehmigung (2017) aus. |
Kosten: | Allein für die Errichtung der beiden Reststoffbearbeitungszentren und Abfalllager in Philippsburg und Neckarwestheim rechnet EnBW mit Kosten in Höhe eines „oberen zweistelligen bis unteren dreistelligen Millionenbetrages“. Deshalb plant EnBW über die neu gegründete Gesellschaft für nukleares Reststoffrecycling mbH, ihr Rückbaukonzept und Know-How weltweit zu vermarkten. [11] August 2019: Für den Rückbau der AKW Obrigheim, GKN I und II sowie Philippsburg I und II kalkuliert die EnBW mit sieben Milliarden Euro. Zwei Milliarden Euro sind bis jetzt ausgegeben. [15] |
Beitrag zum Entsorgungsfonds: | 935 Mio. Euro Einzahlung zum 03.07.2017 abzüglich im Dezember 2017 ausgezahlte Rückforderung für Entsorgungskosten im ersten Halbjahr 2017: 5,28 Mio. Euro [16] |
Hauptkritikpunkte: | EnBW will die überwiegende Menge der radioaktiven Abfälle freimessen und damit unkontrolliert auf Hausmülldeponien lagern oder in den Wirtschaftskreislauf geben. Es wurde kein Strahlenkataster vorgelegt, wie es für die Erstellung eines strahlungsminimierenden Rückbaukonzepts dringend geboten wäre. |
Abfälle | |
Brennelemente: | Uran-Brennelemente, Uran-Hochabbrand-Brennelemente; Philippsburg 1 hatte keine Genehmigung für den Einsatz von MOX-Brennelementen. Insgesamt sind 646 t SM angefallen. [17] 112 Brennelemente haben wegen der ungeplanten Stilllegung einen deutlich niedrigeren Abbrand. [18] |
Nasslager: | 16.12.2016: Alle Brennelemente wurden in das SZL Philippsburg gebracht. [19] Für diese Umlagerung der Brennelemente aus dem Nasslager in das SZL waren 18 Behälter CASTOR® V/52 notwendig. [20] |
Externes Lager: | Gemeinsames Standort-Zwischenlager mit Philippsburg 2 |
Betriebsabfälle: [21] | Gemeinsame Lagerung der Betriebsabfälle mit Philippsburg 2 Genehmigung nach §7 für ein Volumen von 3.775 m³ KKP 1 Feststofflager und Dekontaminationsgebäude (genehmigt in der 1. TEG vom 09.10.1970) KKP 2 Lagerbehälter für kontaminierte Flüssigkeiten (genehmigt in der 4. ÄG vom 23.10.1991) |
Inventar KKP I und II: | Stand 31.12.2020 (für beide Blöcke): [22]
Anfall von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen im Jahr 2020 (für beide Blöcke):
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Meldepflichtige Ereignisse: | 08.02.1988: Leichte Deckelwölbung an endkonditionierten 200-l-Fässern mit hochdruckverpressten Mischabfällen |
Abrissabfälle: | Gesamtmasse 397.400 t, davon 222.500 t im Kontrollbereich. Etwa 4.300 t werden als radioaktive Abfälle behandelt, der Rest soll freigegeben werden. [9] "Da die Turbine eines Siedewasserreaktors mit Dampf aus dem Reaktordruckbehälter angetrieben wird, ist das Maschinenhaus beim Siedewasserreaktor im Gegensatz zu einem Druckwasserreaktor zusätzlich Kontrollbereich. Dementsprechend fallen [...] mehr betriebliche Abfälle an." [19] |
Konditionierungs-anlage und neues Zwischenlager: | Mit dem Stilllegungsantrag wurde die Errichtung und der Betrieb einer Konditionierungsanlage (Reststoffbearbeitungszentrum RBZ-P) sowie eines Standortabfalllagers (SAL-P) nach §7 StrlSchV auf dem Gelände beantragt. Im RBZ-P sollen Abfälle aus KKP 1 und KKP 2 sowie aus anderen Anlagen der EnKK bearbeitet werden. Im SAL-P sollen die Abfälle aus KKP 1 und KKP 2 sowie aus anderen Anlagen der EnKK längerfristig bis zur Verbringung in ein „Bundesendlager“ (geplant Schacht KONRAD) gelagert werden. Die Abfälle können aber auch in anderen Anlagen der EnKK oder bei externen Einrichtungen konditioniert und gelagert werden. |
Verbringung von Abfällen: |
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Transporte: | |
zur Anlage: | Extern konditionierte schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Abfälle aus anderen Anlagen der EnKK, Strahlenquellen |
von der Anlage: | Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, Strahlenquellen, später ggf. Großkomponenten |
Gleisanschluss: | Vorhanden |
Adressen | |
Betreiber: | EnBW Kernkraft GmbH |
Behörden: | Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg |
Kritiker*innen: | Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen Arbeitskreis gegen das AKW Philippsburg, antiatom(at)t-online.de BUND Regionalverband Mittlerer Neckar |
Quellen[1] „Die EnBW will „zügig und effizient“ vorgehen“ stuttgarter-zeitung.de, 31.03.2014 [2] infokommission-kkp.de: Startseite [3] Infoforum Nukleare Sicherheit und Strahlenschutz, abgerufen am 19.02.2022 [6] base.bund.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse in Deutschland [7] um.baden-württemberg.de: Genehmigungsverfahren des Kernkraftwerks Philippsburg [8] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Philippsburg (KKP) 1 [12] EnKK: Stilllegung und Abbau von KKP 1 und GKN 1, abgerufen am 19.02.2022 [14] „Die EnBW will „zügig und effizient“ vorgehen“ stuttgarter-zeitung.de vom 31.03.2014 [15] stimme.de, 14.08.2019: Der Rückbau des Kraftwerks in Neckarwestheim [16] Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung - Geschäftsbericht zum 31.12.2017 |
AKW Philippsburg 1

Foto: Michael Kauffmann, Karlsruhe