Anlage | |
Name der Anlage: | Uranerzaufbereitungsanlage Ellweiler |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz |
Betreiber: | Gegründet als Versuchsanlage der BRD, später privatisiert, 1961-1982 Gewerkschaft Brunhilde [1] ab 1983 im Besitz der ABV Management Service in Düsseldorf (Firmeninhaber Wolfgang Hamma) |
Geschäftsfeld: | Herauslösung des Urans aus dem Uranerz, Herstellung von Yellowcake als Ausgangsmaterial für die Anreicherung |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz (MKUEM) |
Inbetriebnahme: | 1961 |
Uranabbau: | Von 1958 bis 1967 erfolgte am „Bühlskopf“, nördlich von Ellweiler, eine Gewinnung von Uranerzen im Tagebau. Hauptsächlich wurden auch Uranerze aus der firmeneigenen Grube Krunkelbach in Menzenschwand verarbeitet. [1] |
Besondere Gefahren: | Bis 1979 lagerten dort Uranerze, uranhaltiger Erdaushub und uranhaltige Schlämme ohne Abdeckung. [2] Ende der 1970er Jahre musste das Pförtnerhäuschen und eine Wohnung am Haupteingang auf behördliche Anweisung geräumt werden. Statt der damals erlaubten 500 mrem wurden 1.028 mrem Jahresdosis gemessen. Die Häufung von Leukämiefällen beschäftigte mehrfach die Staatsanwaltschaft. [2] Einleitung von Radioaktivität ins Grundwasser, da die Halden nicht nach unten abgedichtet waren. Signifikant erhöhte Radioaktivität im Trinkwasser. Überschreitung der zulässigen Strahlenbelastung für Mitarbeiter teilweise bereits nach einem Drittel des Jahres. [3] Rund 17.000 t schwachradioaktiver Abraum wurde von den Halden in Ellweiler verkauft und in den 1960er und 1970er Jahren zum Bau von Wohnhäusern und anderen Bauwerken genutzt. [3] Trotz vielfacher Proteste reagierte die rheinland-pfälzische Aufsichtsbehörde erst zum 01.06.1989 mit den ersten Auflagen gegenüber dem Betreiber. [4] |
Illegale Geschäfte: | Nach firmeninternen Unterlagen lieferte die belgische Nuklearfirma Mol allein im Jahr 1973 mindestens 645 Fässer mit rund 190 t uranverseuchter Erde nach Ellweiler. Über eine Genehmigung zur Rückgewinnung von Uran aus kontaminierter Erde verfügte die Urananlage damals nicht. Diese wurde nach Angaben des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums erst 1985 erteilt. [5] Im Zuge des NUKEM/Transnuklear-Skandals wurde bekannt:
Hamma unterhielt darüber hinaus gute Beziehungen zu den Waffenhändlern Adnan Kaschoggi und Peter Schoeck und stand in dem Verdacht illegaler Geschäfte. [4] |
Stilllegung | |
Entzug der Betriebserlaubnis: | 19.02.1990: Als erstes Bundesland entzog Rheinland-Pfalz dem Betreiber der Anlage, Wolfgang Hamma, die atomrechtlichen Genehmigungen wegen fehlender Zuverlässigkeit. Anlass war die „schuldhafte Verzögerung“ der Sanierung der Halden. Bereits 1980 wurde eine siebenfache Überschreitung der Grenzwerte am Zaun gemessen. Jahrelang passierte wenig, sowohl auf Seiten des Betreibers wie der Aufsichtsbehörde. Im Zuge des Transnuklearskandals wurde die Aufsichtsbehörde aktiv und untersagte im ersten Schritt zum 30.05.1989 den Betrieb der Rückstandshalden wegen deutlicher Grenzwertüberschreitungen durch das austretende radioaktive Edelgas Radon. [7] |
Rückbau und Sanierung: | 1990-1998: Sanierung der Halden und des Haldenbereiches 1990-1996: Vorbereitende Maßnahmen für den Rückbau der Anlage 1997-2000: Rückbau, Konditionierung und Rekultivierung
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Rekultivierung: | In einem ersten Bauabschnitt wurden 1999 der größere Teil des Betriebsgeländes der natürlichen Umgebung angepasst sowie die Wege und Gräben angelegt. Im Anschluss wurde das Gelände begrünt und bepflanzt. Nach Abschluss der letzten Abrissarbeiten wurde auch dieser Geländebereich in einem zweiten Bauabschnitt rekultiviert. Diese Arbeiten wurden im Mai 2000 abgeschlossen. [8] |
Kosten: | Die Gewerkschaft Brunhilde erhielt vom Bundesministerium für Forschung und Technologie 1985-1986 umgerechnet ca. 145.000.- € für die „Reduzierung der chemischen Abwasserbelastung durch vermehrte Nutzung von Recyclingsmöglichkeiten in der Urananlage Ellweiler.“ [9] Am 21.02.1990 meldet die Gewerkschaft Brunhilde, ABV Management Service den Konkurs an, nachdem Geschäfte mit Menzenschwand und NUKEM geplatzt waren. In Ellweiler sollten 20.000 m³ uranverseuchte Erde und 10.000 m³ kontaminierter Gebäudeschutt aus dem abgerissenen Betriebsteil der Hanauer Brennelementefabrik NUKEM vom Uran gereinigt werden. Das Land Rheinland-Pfalz übernahm die Verantwortung wegen der langfristigen Gefahrenabwehr als staatliche Aufgabe. Die Anlage wurde im Rahmen von Ersatzvornahmen saniert. Allein die erste Abdeckung der radioaktiven Sandhalden kostete ca. 3,5 Mio. €. Das Sanierungskonzept der Landesregierung kostet über 24 Mio. €, hinzu kommt noch der Rückbau der anderen Urananlagen vor Ort und die Gebühren für die Einlagerung. [8] |
Abfälle | |
Tailings: | 170.000 t radioaktive Schlammhalden; die Rückstände aus der Uranerzverarbeitung wurden als Schlamm auf die neben der Anlage angelegten Halden gepumpt. Nach Verdunstung und Versickerung des Feuchtigkeitsanteils hatte das Material eine sandige Beschaffenheit. Das Langzeitverhalten der Halden wird im Zweijahresrhythmus untersucht. Auch 2019 wurde der Eintrag von Stoffen in das Grundwasser gemessen. Sowohl für Sulfat als auch Nitrat gab es Überschreitungen des Schwellenwerts der Grundwasserverordnung. Die Urankonzentration im Haldenwasser der Halde 2 ist auffällig erhöht. Langfristig sei der Trend jedoch abnehmend. [10] |
Weitere Abfälle vor Ort: |
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Verbringung von Abfällen: [8] |
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Gleisanschluss: | vorhanden |
Adressen | |
Behörden: | Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz (MKUEM) |
Quellen:[1] wikipedia.org: Uranerzaufbereitungsanlage Ellweiler (abgerufen am 13.11.2017) [2] „Gelber Kuchen“, DER SPIEGEL 9/1988 [3] „Ständig unterschätzt“, DER SPIEGEL 3/1989 [4] „Flexible Lösungen“, DER SPIEGEL 22/1989 [5] „„Heißes Material" in Ellweiler“, DER SPIEGEL 23/1989 [6] Peter Diehl: "Uranbergbau im Westen Deutschlands", 1991 [7] „Uran-Fabrik vor dem Aus“, DER SPIEGEL 8/1990 [9] Initiative gegen Atomanlagen St. Wendel: „Die Atomanlagen bei Ellweiler/Steinautal“, St. Wendel 1988 |