Fasslager Gorleben
Rubriken: Gorleben, Zwischenlager LAW/MAW, in Betrieb, BGZ, staatlich
Anlage |
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Name der Anlage: | Abfalllager Gorleben (Fasslager) |
Bundesland: | Niedersachsen |
Betreiber: | Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) Die BGZ ist eine Ausgründung der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), die zum 01.08.2017 zu 100 % in den Besitz des Bundes übergegangen ist. [1] |
Eigentümer: | Bundesrepublik Deutschland (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit - BMUB) |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Seit 24.02.2014 Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Niedersachsen (NMU) Bis 23.02.2014 Staatliches Gewerbeaufsichtsamt Lüneburg |
Umgebungs-überwachung: | Niedersächsische Landesbetriebe für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) |
Genehmigung: | Genehmigung nach § 3 StrlSchV vom 27.10.1983 für die Lagerung konditionierter fester schwach- und mittelradioaktiver Abfälle aus Atomkraftwerken, Medizin, Forschung und Gewerbe Änderungsgenehmigung 1995: Erhöhung der max. Aktivität um das 1.000-fache Genehmigte Gesamtaktivität 5 x 1018 Bq. Kapazität 15.000 m³. Das Lager besteht aus einem 4.500 m2 großen und ca. 5 m hohen Lagerbereich. [2] |
Inbetriebnahme: | 08.10.1984. Das Fasslager Gorleben wurde in Betrieb genommen, da am AKW Stade ein akuter Entsorgungsbedarf bestand. [3] |
Konditionierung und Erweiterung: | 20.09.2011: Baugenehmigung für ein ca. 11.000 m³ großes Prüf- und Qualifizierungsgebäude - Konditionierungsanlage und Erweiterung der Lagermöglichkeit. [4] Lt. Aussagen der GNS dient die Anlage nur dazu, die bereits vor Ort gelagerten Gebinde entsprechend der endgültigen Annahmebedingungen für Schacht KONRAD neu zu konditionieren. Die Gefahr besteht aber, dass Gorleben damit zu einer zentralen Konditionierungsanlage für schwach- und mittelradioaktive Abfälle wird. Gründe für die Neu-Konditionierung: Die jetzigen Container haben für die Anlieferung an Schacht KONRAD zu hohe Störfallsummen. Andererseits sollen die Gebinde möglichst hohe Radioaktivitätsinventare für bestimmte Abfälle haben. Ein Antrag auf atomrechtliche Genehmigung ist noch nicht gestellt, da die endgültigen Annahmebedingungen für Schacht KONRAD noch nicht fest stehen. Der Termin für die Aufnahme der Bauarbeiten ist auf unbestimmte Zeit verschoben. [5] |
Besondere Gefahren: | Die Gebinde sind teilweise nicht zugänglich, eine lückenlose Überprüfung auf Schäden ist nicht möglich. [5] |
Stilllegung |
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Befristung: | Unbefristete Betriebsgenehmigung Die Lagerung von Fässern in der Lagergasse A ist bis zum Juni 2019 befristet. [6] |
Abfälle |
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Inventar (Stand 31.12.2014): [7] | Konditionierte Abfälle
Abfälle in Endlagergebinden
Erste Einlagerung 16.04.1986, letzte Einlagerung 18.07.2014 (Stand 30.01.2015) [8] |
Herkunft der Abfälle (Stand 31.12.2012): [9] |
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Luftführung und Klimatisierung: | Es besteht keine gerichtete Luftführung. Abluftöffnungen können geöffnet bzw. geschlossen werden. Es erfolgt keine Entlüftung über Mess- und Filtereinrichtungen. [8] Aufgrund der 2014 aufgetretenen Feuchtstellen sollen die Lüftungsklappen künftig von Mai bis September und bei ungünstigen Wetterlagen geschlossen und in jeder Lagergasse eigene Klimadaten erhoben werden. [4] |
Inspektionen: | Jährliche visuelle Inspektionen aller zugänglichen und sichtbaren Gebindeoberflächen dünnwandiger Stahlblechbehälter unter Zuhilfenahme von Leitern und eines unterfahrbaren beleuchteten Spiegels, sowie von Referenzfässern. Allerdings ist die Sichtkontrolle nur in den ersten Reihen möglich, da nicht alle Gebinde zugänglich sind. [10] Jährliche Überprüfung des Zustands des Gebäudes und der Handhabungseinrichtungen. Kontinuierliche Strahlenschutzmessungen und Überwachung der Raumluft auf H-3, C-14 und Aerosole. [8] Aufgrund der 2014 aufgetretenen Feuchtstellen sollen die Lagergassen künftig monatlichen begangen, nach Unwettern auf Feuchtigkeit überprüft, sowie die Präsenz der Aufsichtsbehörde vor Ort erhöht werden. [4] |
Bekannte Ereignisse: | Feuchtigkeit am Hallenboden/Rostfässer 18.07.2014: Während der Einlagerung von drei MOSAIK-Behältern aus Neckarwestheim stellte die Aufsichtsbehörde Feuchtstellen am Hallenfußboden fest. Bei einem Besuch des niedersächsischen Umweltministers am 09.10.2014 wurden zudem Farbabplatzungen an einigen dickwandigen Gussbehältern festgestellt. [11] 14.06.2016: Nach mehreren Korrosionsfunden an Abfallfässern verfügt das NMU eine 100 %-Inspektion aller Fässer sowie umfangreiche Veränderungen im Betrieb des Fasslagers. [12] 07.07.2016: Die GNS erhebt Klage gegen die Anordnung des NMU. [13] Blähfässer aus Mol Ende der 80er Jahre wurden Fässer mit ungeklärtem Inhalt aus der belgischen Atomschmiede Mol entdeckt (“Transnuklearskandal”). 1992-1998: 1.222 Fässer wurden in 34 Auslagerungschargen von 1992 bis 1998 zur Überprüfung und Nachkonditionierung überwiegend in die KfA Jülich, z.T. zu GNS-Betriebsstätten gebracht. [14] In Jülich wurden die Fässer teilweise zerstörend (15 %) untersucht, um den Inhalt definieren zu können. Keines der Fässer hatte eine gültige Dokumentation, fast die Hälfte der Fässer musste nachkonditioniert werden. [15] Dabei wurden 308 Fässer identifiziert, die aus Mol kamen. 110 Fässer wiesen gewölbte Deckel auf. Die Fässer wurden nachkonditioniert. 32 Fässer wurden in Containern ins Fasslager zurück gebracht, 218 in Morsleben eingelagert, 37 zur GKN Neckarwestheim, 11 zur GNS nach Jülich und 11 ins Zwischenlager Mitterteich gebracht. [14] Zu hohe Strahlung an Gebinden 14.09.2005: Überschreitung der Kontaminationsgrenzwerte für die Beförderung radioaktiver Stoffe auf der Straße bei fünf von acht Behältern, die aus dem AKW Krümmel angeliefert wurden. [16] 02.11.1985: Zurückweisung eines Fasses mit Abfällen aus dem AKW Würgassen wegen zu hoher Strahlung. [17] 31.10.1984: Rücktransport eines Fasses wegen zu hoher Strahlung zum AKW Stade. Die Überschreitung der Grenzwerte war erst drei Wochen nach Einlagerung entdeckt worden. [18] Korrosion am Hallenfußboden 12.10.1984: Vier Tage nach Inbetriebnahme des Abfalllagers Gorleben meldete der Betreiber Korrosionsschäden am Hallenfußboden. Am selben Tag hatte das Verwaltungsgericht Lüneburg die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung einer Klage gegen das Atommülllager abgelehnt. Der Leiter des Gewerbeaufsichtsamtes Lüneburg betonte, dass die Inbetriebnahme untersagt worden wäre, wären die Schäden vorher bekannt gewesen. Trotzdem genehmigte er die weitere Einlagerung der bis dahin antransportierten 506 Fässer aus dem AKW Stade. [19] Erst danach verhängte er einen Einlagerungsstopp. Die Einlagerung konnte erst am 21.10.1985 wieder aufgenommen werden. [20] |
Verbringung von Abfällen: |
Es erfolgt kein regelmäßiger Abtransport zur externen Lagerung bzw. Bearbeitung. Mit der Auslagerung von 1.307 Fässern aus der Lagergasse A in eine GNS-Betriebsstätte zur Herstellung von Abfallgebinden gemäß KONRAD-Annahmebedingungen wurde begonnen. [6] Ansonsten ist der Verbleib der Gebinde bis zur Anlieferung an ein Bundesendlager vorgesehen. [8] |
Transporte |
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| Teilkonditionierte und konditionierte Abfälle |
| Teilkonditionierte und konditionierte Abfälle |
| Nicht vorhanden |
Adressen |
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Betreiber: | Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ), Werk Gorleben; Zurzeit keine Webseite |
Behörden: | Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (NMU), Archivstraße 2, 30169 Hannover, Tel.: 0511 / 120-0, poststelle(at)mu.niedersachsen.de, www.umwelt.niedersachsen.de Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Am Sportplatz 23, 26506 Norden, 04931 / 947-0, pressestelle(at)nlwkn-dir.niedersachsen.de, www.nlwkn.niedersachsen.de |
KritikerInnen: | Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V., Rosenstr. 20, 29439 Lüchow, Tel. 05841/ 4684, FAX: 05841-319, buero(at)bi-luechow-dannenberg.de, www.bi-luechow-dannenberg.de Bäuerliche Notgemeinschaft, www.baeuerliche-notgemeinschaft.de Gorleben-Archiv (Historie), Rosenstr. 20, 29439 Lüchow, Tel. 05841/ 9715845, gorlebenarchiv(at)t-online.de, www.gorleben-archiv.de Rechtshilfe Gorleben e.V. (Juristische Fragen), Hauptstraße 6, 29471 Gartow, rechtshilfegruppe(at)online.de, www.rechtshifle-gorleben.de Ökumenische Initiative Gorlebener Gebet, c/o Christa Kuhl, Rundling 12, 29462 Schreyahn, Tel.: 05843 / 986454, scdkuhl(at)gmx.de, www.gorlebener-gebet.de Familie von Bernstorff, www.bernstorff.de |
Quellen[1] bmub.bund.de: Bund übernimmt atomare Zwischenlager, 01.08.2017 [5] bi-luechow-dannenberg.de: Fasslager [10] bi-luechow-dannenberg.de: Fasslager nässt – BI fordert Stilllegung der PKA Gorleben
[13] gns.de: Anordnung des NMU zum ALG [17] „Zwischenlager weist Faß mit Atommüll zurück“ Braunschweiger Zeitung, 02.11.1985 [18] „Atommüllfaß strahlte zu stark für Zwischenlager, Braunschweiger Zeitung, 12.12.1984 [19] „Atomlager Gorleben darf nichts mehr annehmen“, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 21.12.1984 [20] „Zwischenlager Gorleben nahm Betrieb wieder auf“, Braunschweiger Zeitung, 22.10.1985 |
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