Endlagerung International

Hintergrund

Die dauerhafte sichere Lagerung des radioaktiven Abfalls ist weltweit eine ungelöste Aufgabe. Als erstes Land beabsichtigt Finnland 2025 ein "Endlager" für hochradioaktive Abfälle in Betrieb zu nehmen. Acht Länder haben "Endlager" für schwach und mittelradioaktive Abfälle, zwei für schwachradioaktive. Doch auch in Staaten, die keine Atomenergie nutzen, fallen radioaktive Abfälle in Forschung, Industrie und Medizin an.

Bure: Französisches Endlagerprojekt wird teurer und dauert länger

Am 12. Mai 2025 veröffentlichte die für die Endlagerung radioaktiver Abfälle in Frankreich zuständige Gesellschaft  Agence Nationale pour la Gestion des Déchets Radioactifs (ANRDA) eine neue Kostenschätzung für das geplante Endlager Cigéo nahe der Stadt Bure in Lothringen. Statt der ursprünglich veranschlagten Kosten von 25 Mrd. Euro rechnet die Betreiberin inzwischen mit 37 Mrd. Euro – Stand heute. Die Baugenehmigung steht noch aus. Einlagerungsbeginn soll 2050 sein.

Von Ji-Elle, Gemeinfrei, wikimedia

ANDRA rechnet in der aktualisierten Kostenschätzung 2025 mit bis zu 9,6 Mrd. Euro Errichtungskosten, jährlichen Betriebskosten zwischen 140 und 220 Mio. Euro und zwischen 1,7 und 2,9 Mrd. Euro Forschungs- und Entwicklungskosten für Betrieb und Stilllegung. [1]

Nachdem frühe Versuche, einen Endlagerstandort in Frankreich zu finden an Widerständen vor Ort scheiterten, verabschiedete die Nationalversammlung 1991 ein Gesetz mit dem eine Entscheidung auf das Jahr 2006 verschoben wurde. Bis dahin sollte im Rahmen eines Forschungsprogramms eine Entscheidung vorbereitet werden. [2] Übertragen wurde die Verantwortung für die Planung, Errichtung und den Betrieb der tiefengeologischen Lager der radioaktiven Abfälle Frankreichs an die ANDRA. Sie entstand aus dem Commissariat à l’énergie atomique (CEA), das am 30. Dezember 1991 in die unabhängige öffentliche Gesellschaft ANDRA umgewandelt wurde. [3]

1994 wurden in der Nähe von Bure im Département Meuse, einer dünnbesiedelten Region 125 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, erste Erkundungsbohrungen für hochradioaktive und langlebige mittelradioaktive Abfälle im Ton durchgeführt. Im Dezember 1998 genehmigte die Regierung dort die Errichtung eines Untertage-Labors. Ende 2011 war es betriebsbereit. Eigentlich sollte auch ein Standort im Granit gesucht werden, was jedoch an regionalen Widerständen scheiterte. Damit wurde Bure zum einzigen untersuchten Standort. [2]

2013 fand eine nationale öffentliche Debatte, geleitet von der Commission nationale du débat public (CNDP) statt. Auch Rheinland-Pfalz, Saarland und Luxemburg beteiligten sich an der Debatte und beauftragten gemeinsam das Öko-Institut mit einem Gutachten. [4] In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisierten die Regierungen der beiden Bundesländer und Luxemburgs dass die Sicherheitsanalysen unvollständig seien, die konkreten geologischen Verhältnisse am Standort besser untersucht werden müssten und die Risiken von Transportunfällen betrachtet werden müssten und forderten zwingend eine weitere Beteiligungen der betroffenen Nachbarländer. [5]

Im Juli 2016 stimmte das französische Parlament der Errichtung eines Endlagers in Bure zu. Es dauerte fast weitere sieben Jahre, bis die ANDRA im Januar 2023 den Bauantrag für das Endlager stellte. In einer Tonschicht, 500 m unter der Erde sollen ca. 10.000 m³ hochradioaktive und ca. 70.000 m³ mittelradioaktive Abfälle in getrennten Zonen gelagert werden. Robotersysteme sollen die hochradioaktiven Abfälle in ca. 150 m langen Stahlrohren mit 70 cm Durchmessern einlagern. Der mittelradioaktive Abfall soll in mehreren Hundert Metern langen und mehren 10 Meter breiten Stollen verbracht werden. [6] Von den hochradioaktiven Abfällen sind derzeit ca. 30% bereits produziert, von den langlebigen mittelradioaktiven Abfällen ca. 60%, Der Rest fällt in den nächsten Jahrzehnten an. [7]

Die Abfälle sind so einzulagern, dass sie über mindesten 100 Jahre rückholbar sind. Danach ist der endgültige Verschluss geplant. [2] Die Genehmigung durch die französische Atomaufsicht steht noch aus. Sie wird für 2026 erwartet. Dann schließen sich öffentliche Anhörungen und Bürgerbefragungen an. ANDRA rechnet derzeit mit der endgültigen Baugenehmigung Ende 2027/Anfang 2028 , so dass mit dem Bau frühestens 2028 begonnen werden könnte.

Noch während der Phase der Öffentlichen Debatte 2013 wurde erwartet, dass die Endlagerung in Bure im Jahr 2025 beginnen würde.[8] Aktuell geht die ANDRA von einem Einlagerungsbeginn im Jahr 2050 aus. Ab 2145 soll das Endlager stillgelegt werden. Für die Stilllegung veranschlagt die ANDRA derzeit 23 Jahre. [1]

Für schwach und mittelradioaktive Abfälle betriebt die ANDRA derzeit zwei Lager:

  • Centre de Stockage de l'Aube (CSA), in Betrieb seit 1992 für 1 Mio. m³ schwachradioaktive und kurzlebige mittelradioaktive Abfälle. Das Lager ist derzeit zu einem Drittel befüllt
  • Le Centre Tndustriel de Regroupement, d'Entreposage et de Stockage (CIRES) ebenfalls im Departement Aube, in Betrieb seit 2003 für 650.000 m³ sehr gering radioaktive Abfälle (In Deutschland werden diese Abfälle in der Regel freigegeben und aus dem Atomgesetz entlassen). Die Lagerung erfolgt an der Oberfläche.

Nicht mehr eingelagert wird in das Centre da la stockage de la Manche (CSM) bei La Hague. Dort wurden von 1969-1994 527.000 m³ schwach- und mittelradioaktive Abfälle oberflächennah vergraben. Das Lager wurde inzwsichen abgedeckt und rekultiviert und soll für 300 Jahre überwacht werden. [9]

Quellen

[1] ANDRA: CIGEO: ANDRA issues updated cost assessment, Presseerklärung 12.05.2025

[2] Endlagerung radioaktiver Abfälle - Frankreich, endlaegerung.de abgerufen 07.01.2016 (Die Seite existiert nicht mehr)

[3] ANDRA, wikipedia.org, abgerufen 23.05.2025

[4] Christian Küppers, Stefan Alt (Öko-Institut): Wissenschaftliche Beratung und Bewertung grenzüberschreitender Aspekte des französischen Endlagervorhabens "Cigéo" in den Nachbarländern Rheinland-Pfalz, Saarland und Großherzogtum Luxemburg, 23.09.2013

[5] Gemeinsame Stellungnahme der Regierungen von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und von Luxemburg zur Débat Public für das französische Endlagerprojekt Cigeo in Bure, 2013 

[6] ANDRA: Project siting and facilities overview, abgerufen 23.05.2025

[7] ANDRA: Protection from the most hazardous radioactive waste, abgerufen 23.05.2025

[8] Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz: Endlager Bure, abgerufen 25.05.2025

[9] BaSE: Endlagersuche in Frankreich, Stand 12.04.2023