Anlage |
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Name des Unternehmens: | Advanced Nuclear Fuels GmbH |
Bundesland: | Niedersachsen |
Eigentümer: | Framatome GmbH (100 %) [1] Bis 31.10.2017 war ANF im Besitz des AREVA Konzerns. Hauptgeschäft des mehrheitlich staatlichen AREVA-Konzerns war der Bau neuer Atomkraftwerke. Ausbleibende Aufträge und Probleme beim Bau des finnischen Reaktors in Olkiluoto führten seit Jahren zu einschneidenden Verlusten. [2] Nachdem der französische Staat insgesamt 4,5 Mrd. in das marode Unternehmen zuschießen musste, wurde der AREVA-Konzern umgebaut. Am 01.01.2018 übernahm der ebenfalls mehrheitlich staatliche französische Stromkonzern EdF 75,5 % des AREVA-Konzerns. Unter dem Namen AREVA verblieb der Bau des Atomreaktors Olkiluoto III. Bau und Instandhaltung anderer Atomkraftwerke sowie die Brennelementfertigung firmieren jetzt unter Framatome. [3] |
Weitere Standorte: | Erlangen: Hauptsitz von Framatome Deutschland [4] Karlstein am Main (Bayern): Komponentenfertigung - Abstandhalter für Brennelemente, Drehteile für die Hüllrohre, Teststände und Training-Center [5] |
MitarbeiterInnen: | 304 in Lingen [6] |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Niedersachsen (NMU) |
Umgebungs-überwachung: | Niedersächsische Landesbetriebe für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) |
Genehmigungen: | Betriebsgenehmigung nach § 7 AtG vom 18.01.1979 Kapazitätserweiterungen: [7]
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Nukleare Fertigung am Standort Lingen: | Herstellung von Brennelementen für Leichtwasserreaktoren mit einem Anreicherungsgrad von max. 5 % U-235 aus UF6, UO2-Pulver, UO2-Pellets oder Uran-Brennstäben
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Fertigungskapazität: | Trockenkonversion: Durchsatz von 800 t Uran/a, restliche Teilanlagen: 650 t Uran/a Bis 2014 wurden mehr als 33.000 Brennelemente für deutsche und europäische AKW hergestellt. [9] Die Auslastung der Anlage hat sich in Bezug auf die 650 t/a von 87 % in 2009 auf 39 % in 2013 bzw. 45 % in 2014 reduziert. 2013 Produzierte ANF Lingen zu 75,8 % für den ausländischen Markt, 2014 zu 77,8 %. [6] |
Inbetriebnahme: | 19.01.1979 |
Klage: | August 2020: Anti-Atomkraft-Initiativen aus Aachen, Lingen, Bonn und Münster sowie die Ärzteorganisation IPPNW und das Umweltinstitut München gehen erstmals gerichtlich gegen eine Exportgenehmigung für Brennelemente aus der Brennelementefabrik in Lingen vor. Stellvertretend für die Initiativen reichte ein Atomkraftgegner aus Aachen vor dem zuständigen Verwaltungsgericht Frankfurt Klage ein. Sie richtet sich gegen die am 18. März 2020 vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erteilte Genehmigung für den Export von Brennelementen für die beiden maroden belgischen Reaktoren Doel 1 und 2 bei Antwerpen. |
Meldepflichtige Ereignisse: | 144 (Stand 31.12.2018) [10] 2014 wurde ein Riss im Ofenrohr des Drehrohrofens im Bereich der Trockenkonversion entdeckt. Als Ursache dafür wird ein Alterungseffekt angenommen. Zum anderen war ein Riss in einer Stahlbetonkonsole unterhalb eines Dachträgers aufgetreten, der ebenfalls meldepflichtig war. Grund dafür war eine falsch ausgeführte Bewehrung. Der Vorgang wird weiter untersucht. [11] Ebenfalls 2014 wurde festgestellt, dass bei 27 Brennelementen Brennstäbe falsch angeordnet waren. [6] 06.12.2018: Bei einem Brand wurden Teile eines Nuklearlabors zerstört. Ursache sei, laut Untersuchung der DMT GmbH & Co KG, ein technischer Defekt, der zu chemischen Reaktionen und einem brennbarem Gasgemisch geführt habe. [12] Anfänglich wurde der Eindruck erweckt, das Feuer sei im nicht-nuklearen Bereich ausgebrochen. Dies wäre, laut Unternehmenssprecherin, aber nur "ein Missverständnis gewesen." [13] Am 04.02.2019 erteilte das Niedersächsische Umweltministerium die Erlaubnis, den Betrieb wieder aufzunehmen. [14] |
Besondere Gefahren: | Die Lager in Lingen sind nicht gegen Flugzeugabstürze ausgelegt. [15] |
Stilllegung |
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Befristung: | Unbefristete Betriebsgenehmigung 26.04.2017: Die kurzgutachterliche Stellungnahme von RA Dr. Wollenteit kommt zu dem Schluss, dass auf Grundlage einer entsprechenden politischen Entscheidung des Gesetzgebers ein Ausstieg aus der Brennelementproduktion in Lingen verfassungskonform umgesetzt werden kann. [16] 30.10.2017: Ein Rechtsgutachten im Auftrag des Bundesumweltministeriums kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass eine Schließung der Brennelementfertigung in Lingen (und der Urananreicherung in Gronau) verfassungskonform auf den Weg gebracht werden kann. [17] Der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD sieht jedoch eine solche Schließung nicht vor. Hier heißt es lediglich: "Wir wollen verhindern, dass Kernbrennstoffe aus deutscher Produktion in Anlagen im Ausland, deren Sicherheit aus deutscher Sicht zweifelhaft ist, zum Einsatz kommen. Wir werden deshalb prüfen, auf welchem Wege wir dieses Ziel rechtssicher erreichen." [18] Laut Meldung der Tageszeitung taz gibt es in Frankreich Überlegungen, das deutsche Werk zu schließen und die Brennelementfertigung ganz nach Frankreich zu verlagern. [19] |
Abfälle |
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UF6-Lagerhalle: | 02.12.2009: Erhöhung der genehmigten Lagerkapazität von UF6 auf max. 275 t. Am Standort wird auch UF6 für Dritte gelagert. Stand 31.12.2011: 4,5 t abgereichertes, 6,9 t natürliches, 166,4 t angereichertes Uran, gesamt 177,8 t UF6. [15] |
Internes Zwischenlager: | Lagerbereiche für radioaktive Reststoffe und Zwischenprodukte im nuklearen Fertigungsgebäude |
Brennelementlager: | Unterflur-Brennelementlager, in dem die fertigen Brennelemente bis zum Abtransport zum Kunden aufbewahrt werden |
Externes Zwischenlager: | Lager für radioaktive Stoffe (LRS) auf dem Betriebsgelände für radioaktive Abfälle aus der Brennelementfertigung, Genehmigung nach § 6 AtG für eine Kapazität von 440 m³ |
Inventar (Stand 31.12.2017): | Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle [20]
Die eingelagerten Gebinde sind bis zu 20 Jahre alt, einige Gebinde mit hochdruckverpressten Metallen 28 Jahre alt (Stand 30.01.2015). [21] |
Luftführung und Klimatisierung: | Weder im Reststofflager noch Lager für radioaktive Stoffe gibt es eine gezielte Luftführung zur Ableitung radioaktiver Stoffe und damit auch keine Mess- oder Filtereinrichtungen. Es gibt keine Klimatisierung, die Abfallgebinde werden z.B. auf Gitterrosten gelagert, um eine Taupunktunterschreitung unwahrscheinlicher zu machen. [21] |
Inspektionen: | Jährliche Inspektionen, visuell auf Schäden und per Messung auf Kontamination. Referenzgebinde werden zu 100 % kontrolliert, alle übrigen Gebinde einer Stichprobenkontrolle unterzogen. Bislang keine Auffälligkeiten. [21] |
Transporte |
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| Unbestrahltes und abgereichertes Ausgangsmaterial: UF6, UO2-Pulver, UO2-Pellets, Uran-Brennstäbe |
| Unbestrahlte Brennelemente und Brennstäbe, teilgefertigte Komponenten von Brennelementen, Uranproben, wiederverwertbare Uranreste. Die radioaktiven Abfälle verbleiben im Zwischenlager auf dem Betriebsgelände. |
| Nicht vorhanden |
Adressen |
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Betreiber: | Advanced Nuclear Fuels GmbH, Am Seitenkanal 1, 49811 Lingen, Tel.: 0591 / 9145-0, Fax: 0591 / 9145-383, www.areva.de |
Behörden: | Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (NMU), Archivstraße 2, 30169 Hannover, Tel.: 0511 / 120-0, poststelle(at)mu.niedersachsen.de, www.umwelt.niedersachsen.de Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Am Sportplatz 23, 26506 Norden, 04931 / 947-0, pressestelle(at)nlwkn-dir.niedersachsen.de, www.nlwkn.niedersachsen.de |
KritikerInnen: | Anti-Atom-Gruppe Osnabrück, www.antiatomgruppe-osnabrueck.de Anti-Atom-Gruppe Lingen, AntiatomLingen(at)gmx.net Jugendnetzwerk für politische Aktionen (JunepA), junepa.blogsport.eu |
Quellen:[1] Framatome.com: Hintergrundinformation zur Neuorganisation [2] "Atomkonzern AREVA macht Milliardenverluste", spiegel-online.de, 20.02.2015 [3] "AREVA-Reaktorgeschäft erhält alten Namen zurück", handelsblatt.com, 04.01.2018 [4] Framatome.com: Erlangen: Hauptsitz von Framatome in Deutschland [5] Framatome.com: Der Standort Karlstein [8] Framatome.com: Das Werk Lingen [13] Reimar Paul: Feuer im nuklearen Teil, taz.de, 13.12.2018 [19] "Atomfabrik soll weg", die tageszeitung 19.12.2018 [21] Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz: “Fragen zur Umsetzung der ESK-Leitlinien für die Zwischenlagerung von radioaktiven Abfällen mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung – Anlage: Übersicht der Lagerstandorte für radioaktive Abfälle in Niedersachsen (Stand 30.01.2015)“ |
ANF-Brennelementfabrik Lingen

www.nadir.org/nadir/initiativ/sand