AKW Gundremmingen C

Name: KRB-II-C – Kernkraftwerk Gundremmingen C

Art der Anlage: Atomkraftwerk

Status der Anlage: Nachbetriebsphase

Bundesland: Bayern

Betreiber: Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH

Foto: publiXviewing

Anlage

 

Name der Anlage:

KRB-II C – Kernkraftwerk Gundremmingen C

Bundesland:

Bayern

Betreiber:

Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH (KGG)

Gesellschafter:

RWE Power AG (75%), PreussenElektra GmbH (25%)

Beschäftigte:

ca. 500 bei der KGG direkt plus Fremdfirmen [1]

Reaktortyp:

Siedewasserreaktor, Baulinie 72

Leistung, elektrisch:

1.344 MW brutto, 1.284 MW netto

Baubeginn:

20.07.1976

Netzsynchronisation:

02.11.1984

Leistungsbetrieb:

Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 19.07.1984

Entsorgungsvorsorge-nachweis:

„Bezüglich der Einlagerung radioaktiver Abfälle liegen aus dem Betrieb der Versuchsendlagerstätte Asse II in Niedersachsen bereits umfangreiche Erfahrungen vor. Die erforderlichen Verwaltungsverfahren für die geplanten Endlager im Salzstock bei Gorleben und im ehemaligen Eisenerzbergwerk Konrad in Niedersachsen wurden eingeleitet.“ (10. TEG vom 22.02.1984) [2]

Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde:

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV)

Besondere Gefahren:

Im Unterschied zu Druckwasserreaktoren gibt es bei Siedewasserreaktoren nur einen Haupt-Kühlkreislauf; so gelangt radioaktiv kontaminiertes Wasser auch ins Maschinenhaus und an die Turbinen. Die Steuerstäbe, die zur Regelung und Abschaltung des Reaktors dienen, müssen von unten und gegen die Schwerkraft in den Reaktor gedrückt werden. [3]

Das Abklingbecken liegt wie im Block 4 im japanischen AKW Fukushima außerhalb des Containments unter dem Dach. Dies erhöhte die Gefahr der Freisetzung von Radioaktivität bei einem Flugzeugabsturz oder anderen schweren Störfällen. [4]

Meldepflichtige Ereignisse:

116 + 8 der gemeinsamen Doppelplopckanlage (Stand 31.11.2023) [5]

Stilllegung

 

Laufzeitverlängerung:

28.05.2015: Übertragung von 1.500 GWh vom AKW Mülheim-Kärlich

28.05.2015: Übertragung von 500 GWh vom AKW Esenshamm/Unterweser

27.01.2017: Übertragung von 2.194,24 GWh vom AKW Biblis A, 1.822,48 GWh vom AKW Biblis B, 1.983,28 GWh vom AKW Mülheim-Kärlich und 2.000 GWh vom AKW Esenshamm/Unterweser.

10.01.2018: Übertragung von 30.000 GWh vom AKW Mülheim-Kärlich und 1.000 GWh vom AKW Esenshamm/Unterweser

03.12.2020: Übertragung von 1047,47GWh vom AKW Gundremmingen B

26.03.2021: Übertragung von 5.000 GWh vom AKW Mülheim-Kärlich

04.10.2021: Übertragung von 1.900 GWh vom AKW Mülheim-Kärlich [6]

Abschaltung, endgültig:

31.12.2021 (per Atomgesetz)

Stilllegungsantrag:

Die KKG und die Genehmigungsbehörde handelten die Öffentlichkeitsbeteiligung für die Stilllegung von Block B und C in einem Verfahren ab. Mit dem Antrag zur Stilllegung des Block B wurden gleichzeitig die Unterlagen für den Block C eingereicht und öffentlich ausgelegt.

11.12.2014: Antrag nach §7 Absatz 3 Atomgesetz auf Abbau von Anlagenteilen des Blocks B des KRB II gestellt. Es wurde beantragt, nach Ende der Betriebsgenehmigung am 31.12.2017 Anlagenteile die für den Weiterbetrieb von Block C für die Lagerung und Handhabung der Brennelemente oder den Abbau nicht mehr benötigt werden, abzubauen. Gleichzeitig wurden in dem Antrag die Teilschritte Abbau von nicht mehr benötigten Anlagenteilen des Blockes C nach Ende seiner Betriebsgenehmigung am 31.12.2021 sowie der gesamte Rückbau der beiden Blöcke B und C mit beantragt. [7]

24.10.-23.12.2016: Öffentliche Auslegung der Antragsunterlagen. Der Bund Naturschutz forderte, dass die radioaktiv belasteten Anlagen erst demontiert werden dürfen, wenn es ein Endlager für die strahlenbelasteten Kraftwerksbauteile gibt. Ein sogenannter "sicherer Einschluss" müsse geprüft werden. [8]

28.03.2017: Erörterungstermin zum Stilllegungsantrag. Gut 150 Bürger erhoben Einwände. [8] 

Hauptkritikpunkte:

  • Es besteht die Gefahr, dass mit dem Antrag auf Abbau der nicht benötigten Anlagenteile des Blocks B die gesamte Öffentlichkeitsbeteiligung für den Abriss von Block B und C abgehandelt wird.
  • RWE hatte beantragt, mit dem Rückbau beginnen zu wollen, selbst wenn sich noch Brennelemente im Abklingbecken befinden sollten. Dies ist jedoch mit höherer Strahlenbelastung für das Personal und einem höheren Störfallrisiko verbunden

31.07.2019: Antrag auf atomrechtliches Genehmigungsverfahren nach §7 Abs. 3 AtG zum Abbau von ausgewählten Systemen und Anlagenteilen des Blockes C. [9]

07.07.2022: Antrag nach §7 Abs. 3 Atomgesetz auf Abbau der gesamten Anlage KRB Il bis zur Entlassung aus der atomrechtlichen Überwachung [10]

Genehmigungen:

27.05.2021: Genehmigung für die Stilllegung und den Abbau nicht mehr benötigter Anlagenteile von Block C [11]

Klagen:

06.12.2016: Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schadensersatzklage von E.ON wegen der Stilllegung des KRB-II C. Die Stilllegung des AKW durch Änderung des Atomgesetzes begründet keine Enteignung und damit auch keinen Schadensersatz. [12]

Rückbau:

2. Quartal 2022: Ausbau des Generators von Block C [13]

Zerlegung der Kernbauteile ab Mitte 2024 geplant [14]

Dauer des Rückbaus:

Der Abriss beider Kraftwerksblöcke soll etwa bis 2040 dauern. [15]

Kosten:

Der Abriss beider Kraftwerksblöcke soll laut RWE rund 1,5 Milliarden Euro kosten. [15]

Beitrag zum Entsorgungsfonds:

Einzahlung netto 1.377 Mio. Euro [16]

Abfälle

 

Brennelemente:

Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Uran-Brennelemente, ERU-Brennelemente, MOX-Brennelemente [17]

Insgesamt sind im Rahmen der gesamten Laufzeit bis zum 31.12.2021 1.070 t SM angefallen. [18]

Abklingebecken:

Januar 2022: Alle 784 Brennelemente wurden aus dem Reaktordruckbehälter in das Abklingbecken umgesetzt. [19]

Externes Lager:

Gemeinsames Standort-Zwischenlager für Gundremmingen B und C

Rückbauabfälle:

Gesamte Rückbaumassen Block B und C 830.00 t: [20]

  • Radioaktiver Abfall: 11.500 t
  • Kerntechnische Verwertung: 800 t
  • Freigabe: 809.000 t

Interne Lagerung:

Gemeinsame Lagerung der Betriebsabfälle für Gundremmingen B und C

Genehmigung durch die 10. TG am 22.02.1984 nach §7 AtG für die Lagerung von 300 m³ konditionierten radiaoktiven Abfälle und 1.305 m³ flüssigen radioaktiven Abfälle von Gundremmingen B und C an den im technischen Bericht in der jeweils gültigen Fassung angegebenen Lagerorten [21]

Externes Lager:

Gundremmingen besitzt kein externes Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Die Abfälle werden u.a. in das Zwischenlager Mitterteich gebracht. RWE plant, am Standort ein Transportbereitstellungs- und Logisitkgebäude für die Zwischenlagerung der radioaktiven Abrissabfälle zu errichten. [19]

Inventar am gesamten Standort (Stand 31.12.2022): [22]

Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle, Bestand für Blöcke A, B, C:

  • Feste Abfälle, anorganisch: 49,9 t
  • Feste Abfälle, organisch: 4,4 t
  • Flüssige Abfälle, anorganisch: 2,2 t
  • Flüssige Abfälle, organisch: 2,8 t
  • Mischabfälle: 21,6 t
  • Strahlungsquelle: < 0,1 t

Konditionierte Abfälle:

  • 200-l-Fässer: 239 (65 m³)
  • Sonstiges: 1 (<1 m³)

Abfälle in Endlagergebinden:

  • Container Typ IV: 121 (895 m³)
  • Container Typ V: 13 (142 m³)
  • Gussbehälter Typ II: 3 (4 m³)

120 der am Standort lagernden Gebinde wurden bereits an die BGZ übergeben. [23]

Verbringung von Abfällen:

  1. Wiederaufarbeitung: 1.059 Brennelemente (185 t SM) wurden nach Sellafield (GB) und La Hague (F) verbracht. [24]
  2. TBL Ahaus: 3 Behälter mit insgesamt 156 Brennelementen (26,4 t SM) CASTOR® V/52 aus dem AKW Gundremmingen C. Einlagerung März 1998 [24]
  3. Morsleben: Gundremmingen B und C zusammen 456 m³ [2]
  4. Mitterteich: Gundremmingen B und C zusammen  1.457 m³ (Stand 31.12.2012) [24]
  5. Müllheizkraftwerk Weißenhorn: 2018-2021 82,88 t. Das MHKW rechnet mit bis zu maximal 100 Tonnen pro Jahr an freigegebenen Abfällen aus dem Kernkraftwerk in den kommenden 20 Jahren. [25] Das Öko-Institut bescheinigte 2019, dass das MHKW Weißenhorn für die Verbrennung freigegebener Abfälle geeignet sei. [26]
  6. Deponie und Pyrolyseanlage Burgau: aus bayerischen AKW, überwiegend vom AKW Gundremmingen, auch asbesthaltiges Material aus der Kühlturmsanierung [27]

Transporte:

 

zur Anlage:

Extern konditionierte schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Strahlenquellen.

von der Anlage:

Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, Strahlenquellen

Gleisanschluss:

Vorhanden

Adressen

 

Betreiber:

Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH, Dr.-August-Weckesser-Str. 1, 89355 Gundremmingen, Tel.: 08224 / 78-1, Fax: 08224 / 78-2900, kontakt(at)kkw-gundremmingen.de, www.kkw-gundremmingen.de

PreussenElektra GmbH, Treschowstraße, 30457 Hannover, Tel.: 0511/ 439-03, info(at)preussenelektra.de, www.preussenelektra.de

RWE Power AG, Huyssenallee 2, 45128 Essen, Tel.: 0201/12-01, Fax: 0201/12-24313, www.rwe.com

Behörden:

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV)
Rosenavalierplatz 2, 81925 München
Postanschrift: Postfach 810140, 81901 München
Tel.: 089 9124-00, Fax: 089 9124-2266
poststelle(at)stmuv.byern.de, www.stmuv.bayern.de

Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)
Bürgermeister-Ulrich-Straße 160, 86179 Augsbur
Postanschrift: 86177 Augsburg
Tel.: 0821 9071-0, Fax: 0821 9071-5556
poststelle(at)lfu.bayern.de, www.lfu.bayern.de

Kritiker*innen:

Mahnwache Gundremmingen
Kontakt: Thomas u. Carola Wolf
Hauptstraße 204, 89343 Jettingen-Scheppach
Tel.: 08225-1282
info(at)mahnwache-gundremmingen.de, www.mahnwache-gundremmingen.de

Verein FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V.
Kontakt: Uli Brenner, Dorfstr. 22, 89438 Holzheim
buero(at)atommuell-lager.de, www.atommuell-lager.de

Quellen

[1] rwe: Rückbauanlage Gundremmingen, abgerufen am 28.10.2023

[2] Deutscher Bundestag: Antwort auf die schriftliche Anfrage der Abgeordneten Kotting-Uhl, Drucksache 16/12182 vom 06.03.2012, S. 60 ff.

[3] Axel Mayer: 2023 / Siedewasserreaktor, Gefahren, Kritik & Kosten (Reaktortyp Fukushima!). 02.10.2023

[4] Contratom: Greenpeace: Betreiber des AKW Gundremmingen ignoriert Ergebnisse des „Stresstest“. 21.04.2013.

[5] base.bund.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme

[6] Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung: Statusbericht zur Kernenergienutzung in der Bundesrepublik Deutschland 2022. August 2023

[7] RWE: Kernkraftwerk Gundremmingen (KRB II): Antrag nach §7 Abs. 3 Atomgesetz auf Abbau von Anlagenteilen des Blocks B des KRB II, Essen 11.12.2014

[8] swp.de: Darum warnen Umweltschützer vor Abriss von Block B, 21.03.2019

[9] RWE: Kernkraftwerk Gundremmingen (KRB II): Antrag nach §7 Abs. 3 Atomgesetz auf Abbau von Anlagenteilen des Blocks C des KRB II, Essen 31.07.2019

[10] RWE Nuclear GmbH: Kernkraftwerk Gundremmingen (KRB II) Antrag nach § 7 Abs. 3 Atomgesetz auf Abbau der Anlage KRB Il bis zur Entlassung aus der atomrechtlichen Überwachung. 07.06.2022

[11] Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Zweite Genehmigung nach § 7 Absatz 3 des Atomgesetzes zur Stilllegung und zum Abbau des Kernkraftwerks Gundremmingen II (KRB II), 26.05.2021

[12] Bundesverfassungsgericht: Urteil des 1. Senats vom 06.12.2016, 1 BvR 2821/11

[13] RWE Nuclear GmbH: Aktuelle Informationen aus der Rückbauanlage Gundremmingen, 2-2022

[14] RWE Nuclear GmbH: Aktuelle Informationen aus der Rückbauanlage Gundremmingen, 1-2023

[15] bayernkurier.de, 28.12.2019: Der Letzte macht das Licht aus

[16] Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung - Geschäftsbericht zum 31.12.2017

[17] ESK-Stellungnahme: Anforderungen an bestrahlte Brennelemente aus entsorgungstechnischer Sicht, 27.05.2011

[18] Wolfgang Neumann: Bestandsaufnahme Atommüll 2013 in: BI Lüchow-Dannenberg „Zur Sache Nr.2“, August 2013, S. 24

[19] RWE Nuclear GmbH: Aktuelle Informationen aus der Rückbauanlage Gundremmingen, 1-2022

[20] RWE Power AG: Abbau des Kernkraftwerks Gundremmingen – Sicherheitsbericht. 23.09.2016

[21] Deutscher Bundestag: Antwort auf die Kleine Anfrage (Grüne): „Atommüll – Fragen zur Lagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen und diesbezüglichen Korrosionsproblemen (verrostete Atommüllfässer)“ Drucksache 17/9592 vom 09.05.2012

[22] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: „Verzeichnis radioaktiver Abfälle – Bestand zum 31. Dezember 2022 und Prognose“, November 2023

[23] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Hubertus Zdebel, Victor Perli, Lorenz Gösta Beutin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kosten und Verteilung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle in den Zwischenlager der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung mbH, Drucksache 19/32620, 29.09.2021

[24] Bayerischer Landtag, Antwort auf die schriftliche Anfrage (SPD): „Anfall und Verbleib radioaktiver Abfälle von kerntechnischen Anlagen in Bayern“ Drucksache 16/16718 vom 19.06.2013

[25] Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Neu-Ulm: Entsorgung freigegebener Abfälle aus dem Kernkraftwerk Gundremmingen im Müllheizkraftwerk Weißenhorn, abgerufen 30.10.2023

[26] Christian Küppers, Veronika Ustohalova (Öko-Institut): Stellungnahme zur Geeignetheit des MHKW Weißenhorn für die Verbrennung freigegebener Abfälle aus dem Kernkraftwerk Gundremmingen. 06.11.2019

[27] BBU: Deponietabelle, Stand September 2018