Anlage |
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Name der Anlage: | KMK – Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz |
Betreiber: | RWE Power AG |
Gesellschafter: | Seit 15.10.2005 RWE AG; Vorher: Société Luxembourgeoise de Centrales Nucléaires S.A (SCN), gegründet 17.07.1975 (Beteiligung 1988: RWE 30,1%, die Deutsche Bank und die Dresdner Bank mit jeweils 25% sowie die Schweizerische Kreditanstalt mit 19,9%) aufgelöst am 14.10.2005. [1] Die SCN war eine Briefkastenfirma in Luxemburg, von der RWE den Reaktor geleast hatte, um die Körperschaftssteuer zu umgehen. [2] |
Reaktortyp: | Druckwasserreaktor, Konvoi-Anlage |
Leistung, elektrisch: | 1302 MW brutto, 1219 MW netto |
Baubeginn: | 15.01.1975 |
Netzsynchronisation: | 14.03.1986 |
Inbetriebnahme: | Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 18.08.1987 |
Entsorgungs-vorsorgenachweis: | „…sei darauf hingewiesen, dass die Bundesrepublik Deutschland mit dem ehemaligen Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel über eine moderne Endlagerungsstätte großen Ausmaßes verfügen wird.“ (1. TEG vom 09.01.1975) [3] |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz (MKUEM) |
Besondere Gefahren: | „Ein halbes Jahr später (nach dem Erörterungstermin, Anm.d.Verf.) stellte sich heraus, dass der vorgesehene Standort viel zu riskant war. Er lag genau über einer besonders gefährlichen Verwerfungszone… Die Anlage musste nach Norden auf festen Untergrund verschoben werden. Da dieses Areal aber zu klein war, um den gesamten Komplex aufzunehmen, entschloss sich das RWE, Reaktor und Maschinenhaus zu trennen und durch Rohrleitungsbrücken miteinander zu verbinden - eine weltweit einmalige Konstruktion, die Atomexperten für besonders störanfällig und gefährlich halten. Obwohl die rheinland-pfälzische Landesregierung über die notwendige Änderung der Pläne schon vor der ersten Teilgenehmigung informiert war, tat das Wirtschaftsministerium, als sei es bei der ursprünglichen Konzeption geblieben. Damit wurden Standort und Konzept einer Anlage genehmigt, die gar nicht mehr errichtet werden sollte.“ [4] |
Meldepflichtige Ereignisse: | 189 (Stand 31.12.2021), [5] davon 15 seit der 1. Stilllegungsgenehmigung [6] |
Stilllegung |
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Außerbetriebnahme: | 09.09.1988, nur 13 Monate nach Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebes. Schon während der Bauzeit kam es durch Klagen zu Verzögerungen. Im September 1988 hob das Bundesverwaltungsgericht die erste Teilgenehmigung (TG) wegen mehrerer Mängel auf. Der Atomreaktor wurde sofort abgeschaltet und ging nie mehr ans Netz. 1990 erteilte die rheinland-pfälzische Landesregierung eine veränderte Baugenehmigung, die jedoch letztinstanzlich 1998 vom Bundesverwaltungsgericht aufgehoben wurde. [7] |
Schadenersatz: | Trotz fehlender Genehmigung wurde dem AKW Mülheim-Kärlichim rot-grünen Atomkonsens von 2000 quasi virtuell eine 10 Jahres Laufzeit zugestanden und eine Reststrommenge von 107,25 TWh vereinbart, die auf fünf Reaktoren verteilt wurde: [8]
Abweichend vom Konsens beantragte RWE eine Übertragung auf Biblis A und Vattenfall auf Brunsbüttel. Beide Anträge wurden vom Bundesumweltministerium abgelehnt und die Ablehnung jeweils vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt. [7] |
Schadenersatz: | 10.09.2003: Vereinbarung zwischen RWE Power AG und dem Land Rheinland-Pfalz, dass RWE auf Schadenersatz verzichtet. RWE hatte das Land auf Schadenersatz in Milliardenhöhe wegen der fehlerhaften Teilgenehmigung von 1975 verklagt. [9] 06.12.2016: Weil RWE im Energiekonsens von 2000 ein 10-jähriges Stromkontingent zugesprochen bekommen hat (s.o.) und dieses Kontingent bis zum 31.12.2022 in den eigenen Anlagen nicht vollständig verstromen kann, spricht das Bundesverfassungsgericht RWE Anspruch auf Kompensation zu. [10] |
Genehmigungen: | 12.06.2001: Antrag auf Stilllegung und Rückbau gestellt. 16.- 20.06.2003: Öffentlicher Erörterungstermin zur Stilllegung und zum ersten Abbauschritt des Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich. 16.07.2004: 1. Stilllegungsgenehmigung. Folgende Genehmigungen wurden weiterhin ohne Öffentlichkeitsbeteiligung erteilt: [11]
Nach öffentlichem Druck hat die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Lemke ihren Ermessensspielraum für die Anordnung einer Öffentlichkeitsbeteiligung ausgenutzt und den Antrag 2b (Rückbau Dampferzeuger, Reaktordruckbehälter, biologisches Schild u.a.) vom 18.02. - 17.04.2014 ausgelegt und am 16.06.2014 einen Erörterungstermin durchgeführt. [12] 08.10.2015: Genehmigung 2b Rückbau Dampferzeuger, Reaktordruckbehälter, biologisches Schild u.a. [13] |
Rückbau: | Seit Sommer 2004. Der Abris: soll 2023 - 2025 abgeschlossen sein. [14] Die Turbine, der Generator sowie weitere Bauteile des Maschinenhauses wurden an einen ägyptischen Energieversorger verkauft, um in einem Gaskraftwerk eingesetzt zu werden. [15] 2013 verkaufte RWE 29 der 35 Hektar Gelände an die Recyclingfirma Zimmermann Recycling & Transporte GmbH. Mit in dem Vertrag enthalten war der Abriss des Kühlturms durch die Recyclingfirma. Anfang Januar 2016 trat die Firma überraschender Weise von dem Vertrag zurück. [16] RWE entschied, den Kühlturm selbst abzureißen. 09.08.2019 Abriss [17] |
Kosten: | 2001 geschätzt auf 725 Mio. €. (Zum Vergleich: Baukosten 3,6 Mrd. € – Mülheim-Kärlich war der teuerste Druckwasserreaktor in Deutschland.) [14] |
Abfälle |
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Brennelemente: | Uran-Brennelemente; keine Brennelemente mehr am Standort |
Betriebsabfälle: | Genehmigung nach §7 für ein Volumen von 43 m3. Alle Betriebsabfälle wurden in das Fasslager Gorleben oder zu externen Konditionierern verbracht. [19] |
Abrissabfälle | Prognostiziert 300.000 t aus dem Kontrollbereich, davon ca. 3.000 t, die als radioaktive Abfälle behandelt werden. Der Rest soll freigegeben werden. [20] Aufgrund der kurzen Laufzeit ist das AKW Mülheim-Kärlich weitaus weniger kontaminiert als andere. Stand 31.03.2022: [19] Abgegebene Abrissabfälle: Gesamt 45.852 t
Abfallmassen aus dem Kontrollbereich:
Radioaktive Rohabfälle in der Anlage 85 m3
Radioaktive Abfälle in externer Konditionierung: 10 m³ Dezember 2014: Endgültige Einstellung des Genehmigungsverfahrens 1b für die Errichtung eines Standortabfalllagers und Bearbeitungszentrums. Die Abfälle werden zum Konditionierer bzw. in das Fasslager Gorleben verbracht. |
Inventar (Stand 31.12.2022): [21] | Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle
Konditionierte Abfälle
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Verbringung von Abfällen: |
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Transporte: | |
zur Anlage: | keine |
von der Anlage: | Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, freigegebene Materialien |
Gleisanschluss | Vorhanden |
Adressen | |
Betreiber: | RWE Power AG, Anlage Mülheim-Kärlich Am Guten Mann, 56218 Mülheim-Kärlich Tel.: 02637 64-1, Fax: 02637 64-2442 www.rwe.com |
Behörden: | Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilitäit Rheinland-Pfalz (MKUEM) |
KritikerInnen: | |
Quellen[1] "Die Deutsche Bank und das Atomgeschäft", anti-atom-aktuell 85/86, Dezember 1997 [2] "Mehrfach kassieren", Der Spiegel, 15.12.1986 [4] "Eine Menge getrickst", Der Spiegel, 20.03.1989 [5] base.de: Kernkraftwerke in Deutschland - Meldpflichtige Ereignisse [7] wikipedia.org: Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich [9] "Streit um Schadenersatz endgültig beigelegt", energie-chronik 030906, September 2003 [11] Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität: Genehmigungsverfahren für Stilllegung und Abbau, abgerufen am 19.02.2022 [14] "Monate am Netz - Jahrzehnte im Rückbau", swrg.de, 08.10.2015 [15] "Mülheim-Kärlich: AKW-Ausverkauf hat begonnen", rhein-zeitung.de, 20.07.2011 [16] "Der langwierige Abschied von der Atomruine", welt.de, 12.04.2016 [17] RWE.com: Exklusive Eindrücke vom Einsturz, abgerufen 19.02.2022 [22] "Der Falke ist schon weg - Rückbau des AKW Mülheim-Kärlich", heise.de, 05.09.2013 |