Anlage |
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Name der Anlage: | KKG – Kernkraftwerk Grafenrheinfeld |
Bundesland: | Bayern |
Betreiber: | PreussenElektra GmbH |
Gesellschafter: | E.ON Kernkraft GmbH (100%) |
MitarbeiterInnen: | 244 (Stand Januar 2020) [1] |
Reaktortyp: | Druckwasserreaktor, Vor-Konvoi-Anlage |
Leistung, elektrisch: | 1.345 MW brutto, 1.275 MW netto |
Baubeginn: | 01.01.1975 |
Netzsynchronisation: | 30.12.1981 |
Inbetriebnahme: | Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 17.06.1982 |
Entsorgungsvorsorge-nachweis: | „Für die BRD wurde das stillgelegte Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel als Endlagerstätte für radioaktive Abfälle hergerichtet.“ (Errichtungsgenehmigung vom 21.06.1974). „Die erforderlichen Verwaltungsverfahren für die künftigen Endlagerungen im Eisenbergwerk Konrad ebenso wie für das Endlager in Gorleben wurden bzw. werden in Kürze eingeleitet“ (Betriebsgenehmigung vom 10.11.1981). [2] |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) |
Besondere Gefahren: | Während der Revision im Juni 2010 wurde ein Riss im Thermoschutzrohr entdeckt, aber erst am 16.12.2010 der Atomaufsicht gemeldet. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Riss während des Betriebes entstanden war und sich vergrößern würde erließ der Leiter der Unterabteilung Sicherheit kerntechnischer Anlagen im Bundesumweltministerium die Anordnung, den Reaktor sofort abzuschalten und einen Austausch vorzunehmen. Diese Anordnung wurde jedoch auf der politischen Ebene – durch den damaligen Umweltminister Röttgen und dessen Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit Hennenhöfer zurückgehalten. Nur aufgrund öffentlichen Drucks wurde das Bauteil dann im März 2011 und nicht, wie E.ON wollte, erst 2012 ausgetauscht. [3] Die Atommüllbehälter wurden in Gochsheim in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern von der Straße auf die Schiene verladen. Die Grünen im bayerischen Landtag haben bereits 1998 eine epidemiologische Studie für Gochsheim gefordert, da von ortsansässigen Ärzten auf vermehrte Leukämie- und Brustkrebserkrankungen hingewiesen worden war. [4] |
Meldepflichtige Ereignisse: | 242 (Stand 31.10.2021) [5] |
Stilllegung |
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Außerbetriebnahme: | 27.06.2015 Der Betrieb des AKW Grafenrheinfeld war laut Atomgesetz befristet bis zum 31.12.2015. Am 28.04.2014 beschloss E.ON den Reaktor bereits im Mai 2015 vom Netz zu nehmen und informierte die Bundesnetzagentur und den Netzbetreiber Tennet darüber. Damit sparte E.ON die Kosten für die Brennelementsteuer, die bei einem notwendigen Brennelementwechsel angefallen wären. [6] Tatsächlich wurde der Reaktor dann nicht im Mai sondern in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni um 23.59 Uhr endgültig abgeschaltet. |
Stilllegungsantrag: | 28.03.2014: Antrag nach § 7 Abs.3 AtG (1. SAG) auf vollständigen Rückbau. Bestandteil des Antrages ist der Neubau einer Bereitstellungshalle (BeHa) für Abfälle aus dem Betrieb, dem Restbetrieb und dem Abbau des KKG, um Abfälle, die beim Betrieb des bereits am Standort vorhandenen Lagers KKG-BELLA und der BeHa anfallen sowie weitere Betriebs-, Restbetriebs- und Stilllegungsabfälle der PreussenElektra. [7] 27.05.2016 - 27.07.2016: Öffentliche Auslegung der Antragsunterlagen: Sicherheitsbericht [7], Kurzbeschreibung [8] und Umweltverträglichkeitsuntersuchung [9]. Es gab ca. 850 Einwendungen vom BUND Naturschutz Bayern [10], der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD [11] und diversen Gemeinden dem Landkreis Schweinfurt. 26./27.10.2016: Erörterungstermin. Nach einem zweitägigen Streit wegen unvollständiger Unterlagen verließ ein Teil der Einwender*innen unter Protest die Erörterung. 17.12.2019: Antrag nach § 7 Abs.3 AtG für die 2. Abbaugenehmigung [12] |
Genehmigung: | 11.04.2018: 1. Stilllegungsgenehmigung erteilt [13] |
Klage: | 04.06.2018: Der Bund Naturschutz reicht Klage gegen die Stilllegungsgenehmigung ein. Der BN fordert geringere radioaktive Belastungen, außerdem seien die Frage der Lagerung des Mülls zum Teil noch unklar. [14] |
Dauer des Rückbaus: | Alle strahlenden Bauteile sollen bis Ende 2033 verschwunden sein, darunter auch die Reaktordruckbehälter. Zwei Jahre später folgen auch die nicht kontaminierten Teile – darunter auch die beiden 143 Meter hohen Kühltürme. [15] |
Kosten: | PreussenElektra schätzt die Kosten für den Rückbau auf Rund 1,2 Mrd. Euro. [7] |
Beitrag zum Entsorgungsfonds: | 1.433 Mio. Euro Einzahlung zum 03. Juli 2017 abzüglich im Dezember 2017 ausgezahlte Rückforderung für Entsorgungskosten im ersten Halbjahr 2017: 5,199 Mio. Euro [16] |
Hauptkritikpunkte: [14] | PreussenElektra hatte beantragt, mit dem Rückbau beginnen zu können, selbst wenn sich noch Brennelemente im Abklingbecken befinden sollten. Dies ist jedoch mit höherer Strahlenbelastung für das Personal und einem höheren Störfallrisiko verbunden. Die Stilllegungsgenehmigung muss die Betriebsgenehmigung vollumfänglich ablösen. Der Betreiber muss auch beim Rückbau (bei dem erhebliche Eingriffe in die Kraftwerksstrukturen erfolgen) nachweisen, dass die Anlage ausreichend gegen terroristische Angriffe geschützt ist. Die genehmigten Ableitung von Radioaktivität in die Umwelt sind zu hoch. Die notwendige Entmaschung des Standortzwischenlagers ist ungeregelt. Die neu zu bauende Bereitstellungshalle ist zwingender Bestandteil des Rückbaus, deshalb ist sie auch in die Umweltverträglichkeitsprüfung einzubeziehen. PreussenElektra will die überwiegende Menge der radioaktiven Abfälle freimessen und damit unkontrolliert auf Hausmülldeponien lagern oder in den Wirtschaftskreislauf geben. |
Abfälle | |
Brennelemente: | Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Uran-Brennelemente, MOX-Brennelemente. [17] Insgesamt sind im Rahmen der gesamten Laufzeit bis zum 31.12.2015 952 t SM angefallen. [18] |
| 15.12.2020: Letzte Brennelemente aus dem Nasslager in das Standortzwischenlager Grafenrheinfeld umgelagert. [19] |
Betriebsabfälle: |
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| Genehmigung vom 10.02.1992 nach §7 AtG für 200 m³ Rohabfälle und 200 m³ konditionierte Abfälle, Entsorgungsgebäude mit überdachtem Freilager |
| Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle:
Konditionierte Abfälle:
Abfälle in Endlagergebinden:
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| 14.01.1988: Deckelwölbung an endkonditionierten 200-l-Fässern mit betonverfestigter Asche |
Abrissabfälle: | Insgesamt soll die Menge der Abrissabfälle über 300.000 Tonnen betragen. 90,5 Prozent, vor allem Gebäudeschutt, sollen "recycelt" werden. Von den restlichen 31.500 Tonnen aus dem Kontrollbereich sollen 23.500 Tonnen uneingeschärnkt freigegeben, 4.000 Tonnen eingeschränkt freigegeben, also verbrannt, eingeschmolzen oder deponiert werden, 3.500 Tonnen als radioaktiver Abfall behandelt werden. [7] |
Verbringung von Abfällen: |
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Transporte |
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zur Anlage: | Extern konditionierte schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Strahlenquellen. |
von der Anlage: | Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, Strahlenquellen, freigemessene Abfälle |
Gleisanschluss: | Nicht vorhanden |
Adressen: | |
Betreiber: | PreussenElektra GmbH |
Behörden: | Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) |
KritikerInnen: | Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft BA-BI Schweinfurt |
Quellen[1] preussenelektra.de: Kraftwerk Grafenrheinfeld [5] base.bund.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme [6] Grafenrheinfeld: E.ON will Kraftwerk nach Abschaltung abreißen" br-online, 19.04.2014 [15] bayernkurier.de, 28.12.2019: Der Letzte macht das Licht aus [16] Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung - Geschäftsbericht zum 31.12.2017 [19] "Letzte Brennstäbe aus KKW Grafenrheinfeld abgeholt", br.de, 15.12.2020 [21] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: „Verzeichnis radioaktiver Abfälle – Bestand zum 31. Dezember 2019 und Prognose“, Januar 2021 |
AKW Grafenrheinfeld

Foto: Edo Günther