Forschungsreaktor Berlin II

Name: BER II – Berliner Experimentier-Reaktor II

Art der Anlage: Forschungsreaktor

Status der Anlage: Nachbetriebsphase

Bundesland: Berlin

Betreiber: Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH (HZB)

Quelle: antiatomberlin.de

Anlage

 

Name:

BER II – Berliner Experimentier-Reaktor II

Bundesland:

Berlin

Betreiber:

Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH (HZB)

Bis 04.06.2008 Hahn-Meitner-Institut

Gesellschafter:

90 % Bund, 10 % Land Berlin

Reaktortyp:

Schwimmbadreaktor / Materialtestreaktor (MTR)

Leistung, thermisch:

Ursprünglich 5 MW

Von 1985 bis 1989 wurde der Reaktor auf eine Leistung von 10 MW und bessere Experimentiermöglichkeiten ausgebaut. [1]

Zweck:

Herstellung von Neutronen zu Forschungszwecken, Herstellung von Neutronen zu Forschungszwecken für viele Disziplinen (Biologen, Chemiker, Physiker, Medizinphysiker, Materialwissenschaftler und Kunsthistoriker) [2]

Baubeginn:

10.10.1970

Inbetriebnahme:

19.12.1973

Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde:

Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher und Klimaschutz

Früher: Senat für Wirtschaft

Kosten:

Ca. 62,5 Mio. €
Betriebskosten in 2012 ca. 15,6 Mio. € (90 % Bund, 10 % Land) [3]

Besondere Gefahren:

Der BER II wird regelmäßig überflogen. Am 23.01.2013 erklärte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg die Flugrouten des Flughafens Berlin-Schönefeld für rechtswidrig, da u.a. die möglichen Auswirkungen eines Flugzeugabsturzes auf den BER II nicht betrachtet worden wären. Der BER II ist nicht gegen Flugzeugabstürze ausgelegt. [4]

Am 09.06.2011 berichtet das ARD-Magazin Kontraste über erhebliche Sicherheitsmängel im BER II, einen Riss im Kühlsystem und veraltete Bauteile. Betreiber und Aufsichtsbehörde wiesen die Vorwürfe zurück. Es gäbe zwar eine „Undichtigkeit“, diese wäre aber nicht sicherheitsrelevant. Im November 2013 wurde der Reaktor abgeschaltet, offiziell um weitere Experimente vorzubereiten. Am 07.07.2014 wurde bekannt, dass der eigentliche Grund das unerwartet schnelle Wachstum des Risses im Kühlsystem war. [5] Anfang 2015 wurde der Betrieb wieder aufgenommen.

Meldepflichtige Ereignisse:

79 (Stand 30.09.2022), darunter diverse Reaktorschnellabschaltungen [6]

Stilllegung

 

Außerbetriebnahme:

25.06.2013: Beschluss des Aufsichtsrats des Helmholtz-Zentrums Berlin, den Betrieb des Forschungsreaktors BER 2 Ende 2019 einzustellen. [7] 

11.12.2019: endgültige Abschaltung

Stilllegungsantrag:

24.04.2017: Stilllegungsantrag [8]

25.09.2020: Scoping-Termin [9]

Das Genehmigungsverfahren soll etwa 2023 abgeschlossen werden. [7]

Informelle Beteiligungs-maßnahmen:

Das HZB hat im Januar 2018 im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung eine Begleitgruppe initiiert, die sich regelmäßig alle 2 Monate trifft. Diese Gruppe ist zusammengesetzt aus Bürger*innen aus der Politik, aus Umweltverbänden und sonstigen aus der Zivilgesellschaft. Die Protokolle der Sitzungen werden ins Netz gestellt. [10]

Rückbau:

Geplant 10-13 Jahre
Das Genehmigungsverfahren soll etwa 2023 abgeschlossen werden. [7]

Kosten:

Laut HZB 240 Mio. Euro [11]

Abfälle

 

Brennelemente:

24 Brennelemente mit jeweils 322 Gramm Uran und sechs Elemente zur Aufnahme der Steuerstäbe mit jeweils 238 Gramm Uran im Einsatz. Die Neutronen werden mit Beryllium-Reflektoren gebündelt. Der vorrangig gewünschte Reaktorkern mit neuartigen UZrH-Brennelementen zum Pulsbetrieb wie bei TRIGA-Reaktoren mit der Option des Dauerbetriebs als Innovation wurde bei der Erprobung nach dem Tausch des ersten MTR-Kerns wegen unerwarteter hoher und nicht behebbarer Spaltprodukt-Emissionen wieder ausgebaut und durch einen MTR-Kern ersetzt. [1]

1991 – 1997: Einsatz von hochangereicherten Brennelementen. Von August 1997 bis Februar 2000 wurde der Reaktor graduell von hochangereichertem Uran auf schwachangereichertes (19,75%) Uran umgestellt. [1]

Pro Jahr sind etwa 13 bestrahlte Brennelemente angefallen. [12]

Absetz- und Umsetzbecken:

Im Absetzbecken wurden bestrahlte Brennelemente und Brennelemente, die gerade nicht gebraucht werden, gelagert.

Im Umsetzbecken werden die bestrahlten Brennelemente bis zu ihrem Abstransport gelagert und in Transportbehälter umgeladen. [13]

Im Abklingbecken können 72, im Umsetzbecken 80 Brennelemente gelagert werden. [12]

31.12.2017: 66 bestrahlte Brennelemente (101,6 kg SM) [14]

Frühestens 2023 werden die Brennelemente in Transport- und Lagerbehälter verladen Die Brennelemente sollen in das Zwischenlager Ahaus transportiert werden. Dafür steht noch kein Zeitpunkt fest. [15]

Sonstige radioaktive Abfälle: Feste Abfälle, anorganisch: 0,3 Mg [14]

Verbringung von Abfällen:

 

  1. Wiederaufarbeitung: 78 Brennelemente des BER II wurden nach Dounreay (Schottland) gebracht. 244 Brennelemente wurden zum Department of Energy DOE, South Carolina (USA) gebracht, davon u.a. je 33 am 15.07.2004, 29.08.2008, 24.07.2012 und 29.07.2015. [2] und [7]
    Letztmalig fand im Juni 2017 ein Transport mit 33 bestrahlten Brennelementen aus dem BER II in die USA statt. [16]
  2. Die übrigen Brennelemente sollen in das Zwischenlager Ahaus transportiert werden. Als Zeitpunkt dafür nennt der Betreiber "frühestens 2023". [15]
  3. Dounreay (Schottland): BER II: 15 Gebinde mit 19,5 m³ mittelradioaktiven Abfällen [2]
  4. ASSE II: Hahn-Meitner-Institut gesamt: 2.909 Gebinde [17]
  5. Morsleben: Hahn-Meitner-Institut gesamt: 9 m³ [18]
  6. Fasslager Gorleben: BER II: 78 Gebinde mit 45,2 m³ schwachradioaktiven Abfällen [2]
  7. Landessammelstelle Berlin: BER II: 45 Gebinde mit 6 m³ schwachradioaktiven Abfällen [2]

Transporte

 

Von der Anlage

Brennelemente, schwach- und mittelradioaktive Abfälle

Gleisanschluss:

Nicht vorhanden

Adressen

 

Betreiber:

Helmholtz Zentrum Berlin für Materialien und Energie
Lise-Meitner-Campus, Hahn-Meitner-Platz 1, 14109 Berlin
Tel.: 030 8062 - 0, Fax: 030 8062 - 42181
info(at)helmholtz-berlin.de
www.helmholtz-berlin.de

Behörden:

Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher und Klimaschutz Am Köllnischen Park 3, 10179 Berlin
Telefon (030) 9025-0, Bürgertelefon: 115
 post@senumvk.berlin.de
https://www.berlin.de/sen/uvk/

KritikerInnen:

Anti-Atom-Bündnis in Berlin und Potsdam
kontakt(at)atomreaktor-wannsee-dichtmachen.de
www.atomreaktor-wannsee-dichtmachen.de 

Anti Atom Berlin, www.antiatomberlin.de

Quellen

[1] wikipedia.de: Berliner Experimentier-Reaktor, abgerufen am 22.06.2021

[2] Helmholtz-Zentrum Berlin: Häufig gestellte Fragen zur Sicherheit des Forschungsreaktors BER II, abgerufen 29.11.2022

[3] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dorothée Menzner, Dr. Barbara Höll, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Die Linke: „Forschungsreaktor BER II“, Drucksache 17/6693 vom 25.07.2011

[4] Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg 11. Senat: „Flugroutenfestsetzungsverfahren BER; Abwägungsmangel; ausreichender Sicherheitsabstand; Ermittlungsdefizit; Forschungsreaktor BER II; Risikoanalyse“, Urteil OVG 11A 1.13, 23.01.2013

[5] „Reaktor ist nicht ganz dicht“, taz 07.07.2014

[6] base.bund.de: Forschungsreaktoren in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme

[7] helmholtz-berlin.de: Am 11. Dezember endet der Betrieb des Forschungsreaktors BER II, 11.12.2019

[8] Helmholtz-Zentrum Berlin: Antrag nach § 7 Abs. 3 AtG auf Stilllegung und Abbau des Berliner Experimentierreaktors BER II der Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH

[9] Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher und Klimaschutz: Stilllegung des Forschungsreaktors BER II, abgerufen am 29.11.2022

[10] helmholtz-berlin.de: Informationen und Dokumente zum Dialogverfahren, abgerufen am 22.06.2021

[11] maz-online.de: Strahlendes Erbe - Berlins Forschungsreaktor wird abgeschaltet, 10.12.2019

[12] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Özcan Mutlu, Annalena Baerbock, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen: „Forschung am Berliner Reaktor BER II“ Drucksache 18/1764, 13.06.2014

[13] Anti-Atom-Bündnis Berlin Potsdam: Wissenssammlung zum Forschungsreaktor BER II Wannsee, 05.09.2016

[14] BMU: Verzeichnis radioaktiver Abfälle, Bestand zum 31. Dezember 2019 und Prognose, Januar 2021

[15] morgenpost.de, 07.04.2019: Forschungsreaktor in Wannsee: BER II wird im Dezember stillgelegt

[16] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Letzte Rückführung bestrahlter Brennelemente aus dem Berliner Forschungsreaktor BER II in die USA, 28.06.2017

[17] Greenpeace Tabelle „Asse-Inventar 2009

[18] Deutscher Bundestag: Antwort auf die schriftliche Anfrage der Abgeordneten Lötzer, Drucksache 17/14270, 28.06.2013, S. 62 ff.