Anlage |
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Name der Anlage: | Landessammelstelle Niedersachsen, Lager Leese |
Bundesland: | Niedersachsen |
Betreiber: | Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH (EZN) Der Betreiber firmierte vorher unter:
Am 01.07.2002 hat das Land Niedersachsen den Betrieb der Landessammelstelle an einen privaten Dritten, die Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS) abgegeben. Die aus Niedersachsen stammenden Abfälle werden auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich konditioniert. [1] Für die Zwischenlagerung der Abfälle hat das Land Niedersachsen mit Eckert & Ziegler einen Vertrag zur Lagerung in Leese geschlossen. Darüber hinaus ist eine Zwischenlagerung der Abfälle in der Landessammelstelle NRW (Jülich) oder im Fasslager Gorleben möglich. [2] |
Hauptsitz der EZN: | Braunschweig |
Geschichte der Anlage in Leese: [3] | 1937 – 43: Herstellung von Chemikalien 1964 – 96: Bundeswehr (östl. Teil des Geländes) 80er / 90er Jahre: Untermieter Transnuklear GmbH Lager für die Kernbrennstoffe Uran und Uranhexafluorid (UF6), 1988 wurde bekannt, dass 62.428 kg umdeklariertes und illegal eingeführtes Uran in Leese gelagert worden waren. 23.07. – 15.08.1996: Freimessung der von Transnuklear geräumten Hallen 1997: Amersham Buchler richtete ein Lager für radioaktive Abfälle ein. Das Lager wurde später ebenso wie das Betriebsgelände in Braunschweig von EZN übernommen. EZN betreibt dort ein Außenlager für seine Betriebe in Braunschweig und lagert die Abfälle der Landessammelstelle Niedersachsen. Das Areal ist seit 2000 im Besitz der Raiffeisen Warengenossenschaft eG Leese. Große Teile des Geländes werden als Betriebsgrundstück verwendet (Bio-Energie-Park Oehmer Feld), weitere Bereiche wurden vermietet. |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden: | Staatliches Gewerbeaufsichtsamt Hannover (GAA-H) 2014: Übernahme der Zuständigkeit durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (NMU) [4] |
Genehmigung: | Genehmigung nach §7 StrlSchV Angemietete Lagerkapazität für die Landessammelstelle: max. 4.785 Fässer mit Altabfällen, max. 50 KONRAD-Container [5] |
Besondere Gefahren: |
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Stilllegung |
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Befristung: | Unbefristete Betriebsgenehmigung 2030 läuft der Pachtvertrag mit der Raiffeisen-Genossenschaft aus. Diese schließt eine Verlängerung des Pachtvertrages aus. [7] |
Abfälle |
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Inventar Landessammelstelle: | 1.485 Fässer der Landessammelstelle Steyerberg Die ehemalige Landesammelstelle Steyerberg wurde im Jahr 2000 aus Kostengründen aufgelöst. Die 1.485 Abfallfässer wurden in das Lager Leese transportiert. Sie werden dort als sogenannte Altabfälle gelagert. Demnach stammt das älteste Gebinde in Leese vermutlich von 1981. 3.400 Fässer der Landessammelstelle Niedersachsen aus Beständen von GE Healthcare Anfang 1998: Die Landessammelstelle Niedersachsen übernimmt fiktive 3.400 Fässer von der Fa. AEA Technology QSA GmbH (AEAT), Nachfolgerin von Amersham Buchler und Vorläuferin der GE Healthcare Buchler GmbH & Co KG. Tatsächlich lagern die Abfälle zu diesem Zeitpunkt als Rohabfälle in ca. 10.000 Gebinden auf dem Gelände von AEAT in Braunschweig. Amersham hatte mit dem Wissen der Landesregierung bundesweit Rohabfälle eingesammelt, obwohl weder die Konditionierungskapazitäten in Braunschweig noch die Lagerkapazitäten in Steyerberg dafür ausreichten. [8] Vorausgegangen war der Übernahme eine seit Jahren angekündigte Erhöhung der Endlagergebühren durch den Bund. Das Land übernahm die Abfälle jedoch zum alten Preis, um einen Ruin der Braunschweiger Firma zu verhindern. [9] Eine Übernahme der Kosten für die weitere Konditionierung, Zwischenlagerung und den Transport zum Endlager gab es nicht, die musste die Fa. GE Healthcare weiterhin tragen. [10] 29.09.1999: Der Haushaltsausschuss des Niedersächsischen Landtages rügt das Umweltministerium und stellt fest, dass die „Annahme“ radioaktiver Abfälle in verschiedenen Zusammenhängen in einer Weise umschrieben wurde, die für Außenstehende den Anschein erweckt hat, als handele es sich um 3.400 Fässer mit bereits konditionierten radioaktiven Abfällen. Der Ausschuss nimmt die Auffassung des Landesrechnungshofs zur Kenntnis, dass das Umweltministerium in diesem Zusammenhang widersprüchliche und rechtswidrige Entscheidungen getroffen hat. [11] [12] 01.07.2023: Unter Führung des niedersächsischen Umweltministers Meyer (Grüne) übernimmt das Land Niedersachsen auch die finanzielle Verantwortung für die weitere Konditionierung, Zwischenlagerung und den späteren Transport zum Endlager der 3.400 Fässer. Im Gegenzug erhielt das Land eine Einmalzahlung i. H. v. 16,75 Millionen Euro von GE Healthcare, das damit von jeder finanziellen und tatsächlichen Verantwortung befreit ist. [10] 5 Container der Landessammelstelle Niedersachsen (Stand 31.12.2022) [13] |
Luftführung und Klimatisierung: | Eine raumlufttechnische Anlage mit Zu- und Abluftführung ist vorhanden. Filtereinrichtungen sind nicht vorhanden. Über ein Probeentnahmesystem wird die Konzentration von H-3, C-14 und Ra-222 in der Hallenabluft gemessen. Eine vollständige Klimatisierung der Lagerhallen ist nicht vorhanden. Durch Erwärmung der Zuluft unterhalb einer Außentemperatur von +5° C soll eine Unterschreitung des Taupunktes verhindert werden. [14] |
Inspektionen: | Halbjährliche, visuelle Inspektionen inklusive Fotodokumentation von 104 Referenzgebinden der Fässer aus der LSSt. Steyerberg und von 20 Referenzgebinden der Fässer von GE Healthcare, visuell auf Korrosion, Beschädigungen, Austritt radioaktiver Substanzen und Verformungen. Eine Inspektion der 5 Container erfolgt nicht. [14] |
Bekannte Ereignisse: | April 2013: Gebinde Nr. 1989 der „Steyerberg-Fässer“ mit Korrosionsauffälligkeit. In einer Besprechung mit dem Gewerbeaufsichtsamt Hannover wird die Vermutung bekräftigt, dass der Schaden u.U. auf eine schlechte Lackierung bei der Fassherstellung zurückzuführen sei. Die übrigen, zugänglichen Gebinde derselben Fasscharge würden keine Auffälligkeiten aufweisen, ein akuter Handlungsbedarf bestehe nicht. [15] Nach Öffnen eines Fasses stellte sich heraus, dass darin anstatt der deklarierten Feststoffe illegal Flüssigkeiten eingelagert worden waren. [6] 07.12.2000: Im Zuge der Umlagerung der "Steyerberg-Fässer" wurden zunächst 61 Fässer sofort überprüft. Dabei wurden folgende Mängel gefunden:
Die Fässer wurden im Jahr 2000 zu Amersham Buchler zur ggfs. Nachbehandlung nach Braunschweig gebracht. April 2018: Durch Recherchen des NDR wird bekannt, dass dem NMU seit Januar 2017 eine Studie vorliegt, dass 442 Fässer intensiv behandelt, die Abfälle getrocknet, umschlossen bzw. fixiert werden müssten. Am 16.04.2017 gibt der Umweltminister bekannt, dass alle 1.485 "Steyerberg-Fässer" von 2019 bis 2025 nachqualifiziert und nachkonditioniert werden würden. [16] 24.09.2020: Eine erste Charge von 26 Fässern mit radioaktiven Altabfällen aus dem Zwischenlager Leese wurde ausgelagert und abtransportiert. Sie werden wie alle anderen Steyerberg-Fässer durch die GNS in deren Betriebsstätte in Jülich nachqualifiziert und nachkonditioniert. Die übrigen Fässer mit radioaktiven Altabfällen werden nach und nach in weiteren Chargen in 20’Transportcontainern aus Leese abtransportiert. [17] 28.09.2020: Im Rahmen der Auslagerungskampagne stürzt ein Fass ab und wird verbeult. [17] 26.08.2022: Im Rahmen einer Begehung werden Verformungen und Risse an zwei Fässern in der untersten von fünf Reihen festgestellt. Als Ursache wird die hohe Last der darüber gestapelten Fässer vermutet. [18] |
Auslagerung der Abfallgebinde nach Ende des Pachtvertrages: | Das NMU will mit dem Bund über die Lagerung der Abfälle der Landessammelstelle in Zwischenlagern das Bundes (BGZ) verhandeln. [7] 17.01.2024. Die Bürgerinitiative BISS Braunschweig erhebt in einem Offenen Brief an den Braunschweiger Oberbürgermeister die Befürchtung, dass die Abfallgebinde aus Leese nach Ablauf des Pachtvertrages zu Eckert & Ziegler in Braunschweig verlagert werden könnten. [19] 17.02.2024: Das niedersächsische Umweltministerium erklärt, dass es keinen Handlungsbedarf sehe, die radioaktiven Abfälle würden ohne Umwege in Schacht KONRAD eingelagert werden. [20] Da Schacht KONRAD laut Aussage der BGE nach derzeitigen Planungen erst "Anfang der 2030er Jahre" seinen Betrieb aufnehmen soll, [21] ist das schon aus logistischen Gründen nicht plausibel. Zudem besitzt bisher kein einziges der Abfallgebinde eine gültige Dokumentation für die Einlagerung in Schacht KONRAD. Alle bzw. fast alle Gebinde müssen noch nachkonditioniert werden. |
Transporte |
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zur Anlage: | konditionierte Abfälle aus Jülich |
von der Anlage: | Altabfälle zu Konditionierung nach Jülich |
Gleisanschluss: | Nicht vorhanden |
Adressen |
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Betreiber: | Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH, Gieselweg 1, 38110 Braunschweig, 05307 / 932 0, Fax: 05307 / 932 293, info(at)ezag.de www.ezag.com |
Behörden: | Gewerbeaufsichtsamt Hannover Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (NMU) |
KritikerInnen: | BISS - Bürgerinitiative Strahlenschutz Leese e.V. |
Quellen:[1] umwelt.niedersachsen.de: Landessammelstelle für radioaktive Abfälle, abgerufen am 18.10.2022 [2] lsst.niedersachsen.de: Zwischenlagerung [6] "Atommüll: Mehr Problemfässer als bekannt", ndr.de, 15.04.2018 [8] Niedersächsischer Landtag: Stenografischer Bericht, 6. Sitzung 11.06.1998 [9] Niedersächsischer Landtag: Stenografischer Bericht, 19. Sitzung 20.01.1999 [20] Kommen bald mehr atomare Abfälle nach Braunschweig, Braunschweiger Zeitung 17.02.2024 [21] BGE: Endlager Konrad, abgerufen 22.02.2024 |