Hier wird konditioniert

Abgebrannte Brennelemente werden an den Kraftwerksstandorten getrocknet und in CASTOR-Behälter umgeladen. Schwach- und mittelradioaktive Abfälle werden in zentralen Einrichtungen oder an den Anlagenstandorten mit stationären und mobilen Anlagen konditioniert. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Konditionierungsstandorte in Deutschland.

Konditionierung hochradioaktiver Abfälle

Abgebrannte Brennelemente werden an den Kraftwerksstandorten getrocknet und in CASTOR-Behälter umgeladen.

Pilotkonditionierungsanlage Gorleben (PKA): Die PKA ist für die Konditionierung von Brennelementen mit einem maximalen Durchsatz von 35 t SM/a ausgelegt. Bis zur Benennung eines Endlagerstandortes durch den Bund ist der Betrieb der PKA durch eine Nebenbestimmung der erteilten Genehmigung auf die Reparatur schadhafter Transport- und Lagerbehälter beschränkt. Die Anlage ist bisher nicht in Betrieb gegangen. Es gibt Äußerungen des Betreibers, von einer Inbetriebnahme eventuell ganz abzusehen.

Verglasungsanlage Karlsruhe (VEK): Die VEK wurde eigens gebaut um die 60 m³ flüssige hochradioaktive Abfälle aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe zu verglasen. Sie wurde danach wieder stilllgelegt und befindet sich in der Nachbetriebsphase.

Zentrale Konditionierung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle

Radioaktive Abfälle werden entweder dezentral an den Anlagen oder an zentralen Standorten konditioniert. Die zentralen Standorte sind:

GNS Duisburg: Einen großen Konditionierungsstandort betreibt die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) in Duisburg. Hier werden für viele Anlieferer vor allem radioaktive Betriebsabfälle zerlegt, getrocknet, verpresst, dekontaminiert, freigegeben, gelagert und an die Abfallanlieferer zurück oder in die zentralen Zwischenlager der GNS weiter geschickt. 2015 erklärte die GNS, den Standort in Duisburg schließen zu wollen. Das Geschäft verlagere sich zur Konditionierung von Abrissabfällen und diese würden über neue stationäre Anlagen vor Ort oder mobile Anlagen verarbeitet werden.

REBEKA Jülich: Gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich (FZJ) betreibt die GNS eine Abfallbehandlungs- und Konditionierungsanlage auf dem Gelände des FZJ mit ähnlichem Leistungsspektrum wie in Duisburg, allerdings mit höherem Zwischenlagerinventar. Die Anlage wurde in den letzten Jahren mehrmals erweitert. Ein weiterer Ausbau im Zuge der Schließung des Standortes Essen ist im Gespräch. Das lässt darauf schließen, dass die Schließung des Standortes Duisburg nicht nur ökonomische Gründe hat. Die Atommüllverarbeitung neben Wohnhäusern hatte zu vielen Protesten geführt.

Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe (KTE) Betriebsteil Entsorgung: Der Betriebsteil Entsorgung der KTE in Karlsruhe umfasst inklusive der Lagereinrichtungen 17 Betriebsstätten am Standort. Hier werden alle radioaktiven Abfälle, die bei den kerntechnischen Anlagen am Standort, der Landessammelstelle Baden-Württemberg anfallen, behandelt, gelagert oder freigegeben. Auch Abfälle von Dritten, die die Annahmebedingungen der KTE erfüllen, werden konditioniert. Die KTE betreibt das größte Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle der Bundesrepublik.

ZAW Greifswald (EWN): Ursprünglich sollten die Einrichtungen in Greifswald nur dem Rückbau der Atomkraftwerke der ehemaligen DDR in Greifswald und Rheinsberg dienen. Inzwischen werden dort - unter Protest der Mecklenburg-Vorpommerschen Landesregierung - Abfälle aus ganz Deutschland konditioniert, gelagert oder freigegeben.

EZN Braunschweig: Eckert & Ziegler Nuclitec (EZN) konditioniert in Braunschweig radioaktive Abfälle aus dem eigenen Betrieb und für Dritte. Abfälle, die EZN nicht dekontaminieren und freigeben kann, werden in Braunschweig und im Außenlager der EZN in Leese zwischengelagert. EZN will seine Anlage in Braunschweig erweitern, obwohl sie sich wie in Dusiburg im Wohngebiet befindet.

Siempelkamp Krefeld: Siempelkamp verarbeitet in seiner Schmelzanlage schwachradioaktive metallische Abfälle aus dem ganzen Bundesgebiet. Die Abfallprodukte werden teilweise für den Bau von Transport- und Lagerbehältern für radioaktive Abfälle verwendet, werden zum Abfallanlieferer zurückgeschickt oder freigegeben. Siempelkamp ist nur durch eine Bahntrasse von der Wohnbebauung getrennt.

Weitere Anlagen mit begrenzten Leistungen für Dritte

ESR Rossendorf: In der Anlage auf dem Gelände des Forschungszentrums Rossendorf verarbeitet der Verein Strahlenschutz, Analytik & Entsorgung Rossendorf e.V. vor allem Abfälle aus dem Rückbau der Anlagen des Zentralinstituts für Kernforschung der DDR. Darüber hinaus werden auch Abfälle Dritter, v.a. des Forschungzentrums Rossendorf, der Landessammelstelle und der Gamma-Service Recycling GmbH Radeberg konditioniert, zur Zwischenlagerung gebracht oder freigegeben.

Landessammelstelle Berlin: Die Landessammelstelle Berlin bietet den Abfallanlieferern diverse Konditionierungsmaßnahmen an.

Konditionierungszentren der Energiekonzerne

Technologiezentrum Gundremmingen A: In den Gebäuden des im Rückbau befindlichen AKW Gundremmingen A wurde eine Serviceeinrichtung für die AKW Gundremmingen B und C, aber auch für andere Anlagen von E.ON und RWE errichtet. Hier werden u.a. radioaktive Abfälle behandelt, dekontaminiert, gelagert oder freigeben.

Dezentrale Konditionierung

Siemens Karlstein: Am Standort Karlstein (Bayern) befanden sich die Atomkraftwerke VAK Kahl und HDR Großzwelzheim, das Siemens Brennelementwerk Hanau - Betriebsteil Karlstein sowie die Forschungsanlagen AEG Kernergieversuchsanlage und Siemens Power Generation Karlstein. Noch in Betrieb ist die Konditionierungsanlage (Zementierung) und das Zwischenlager von Siemens.

Landessammelstelle Geesthacht: Die Landessammelstelle Geesthacht verfügt über eine Infasstrocknungsanlage. In der Vergangenheit war es bei vielen Fässern zu Korrosionserscheinungen gekommen.

Urananreicherung Gronau: Die URENCO betreibt in Gronau eine Konzentratverfestigungsanlage.

Konditionierungsanlagen im Bau

RBZ Neckarwestheim: Im Zuge des Stilllgegungsverfahrens für das AKW Neckarwestheim 1 (GKN 1) errichtet die EnKK ein Reststoffbearbeitungszentrum am Standort, das 2019 in Betrieb gehen soll. Im RBZ Neckarwestheim sollen Abfälle aus GKN 1 und GKN 2 sowie aus anderen Anlagen der EnKK bearbeitet werden. Mit der Gründung einer GmbH, der Gesellschaft für nukleares Reststoffrecycling mbH, soll der Einstieg für strategische Partner offen stehen. Die Verhandlungen mit Bilfinger sind allerdings gescheitert.

RBZ Philippsburg: Im Zuge des Stilllgegungsverfahrens für das AKW Philipppsburg 1 (KKP 1) errichtet die EnKK ein Reststoffbearbeitungszentrum am Standort, das 2019 in Betrieb gehen soll. Im RBZ Philippsburg sollen Abfälle aus KKP 1 und KKP 2 sowie aus anderen Anlagen der EnKK bearbeitet werden. Mit der Gründung einer GmbH, der Gesellschaft für nukleares Reststoffrecycling mbH, soll der Einstieg für strategische Partner offen stehen. Die Verhandlungen mit Bilfinger sind allerdings gescheitert.

Fasslager Gorleben: In Gorleben hat die GNS einen Bauantrag auf Errichtung einer Konditionierungsanlage gestellt. Mit dem atomrechtlichen Antrag will die GNS warten bis die Annahmebedingungen für Schacht KONRAD endgültig in Kraft sind.

An folgenden Rückbaustandorten werden Konditionierungseinrichtungen gebaut bzw. erweitert, ohne dass bisher von einer Nutzung für andere Anlagen des Unternehmens oder für Dritte gesprochen wird:

  • AKW Biblis A und B: Aufbau von Konditionierungsanlagen in entkernten Bereichen
  • AKW Brunsüttel: Nutzung von bereits bestehenden Abfallbehandlungseinrichtungen
  • AKW Esenshamm/Unterweser: Errichtung eines neuen Reststoffbehandlungszentrums (RBZ) im Reaktorgebäude-Ringraum
  • AKW Isar/Ohu 1: Aufbau von Konditionierungsanlagen in geeigneten Bereichen

Mobile Konditionierungsanlagen [1]

Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) Essen

Die Anlagen verfügen jeweils über eine bundesweit gültige Einzelgenehmigung für alle kerntechnischen Einrichtungen nach §§ 7, 9, 9a AtG und §7 StrlSchV.

  • Hochdruck-Hydraulikpresse FAKIR: Verarbeitung von Abfällen mit Hilfe von Blechkartuschen zu Presslingen, Volumenreduzierung bis Faktor 10
  • Trocknungsanlage FAVORIT: Umfüll- und Trocknungsanlage für flüssige Abfälle (Verdampferkonzentrate, Dekontlösungen, Harze) und Trocknung fester radioaktiver Abfälle (Vakuumtrocknung)
  • Trocknungsanlage PETRA: für feuchte radioaktive Abfälle, verpackt in 200-, 280- oder 400-l-Fässern (Vakuumtrocknung)
  • Trocknungsanlage KETRA: für feuchte, feste radioaktive Abfälle (z.B. Coreschrotte), verpackt in MOSAIK®-Behältern
  • Nachentwässerungsanlage NEWA: Nachentwässerung von umgefüllten radioaktiven Harzen
  • Umfüllanlage FAFNIR: Umfüllanlage für Harze (Vakuumabsaugung)
  • Umsauganlage PUSA: Pulverharz-Umfüllanlage (z.B. Ionenaustauscherharz beim Siedewasserreaktor) (Vakuumabsaugung)
  • Zerlege- und Vorkompaktierungsanlage ZVA: Unterwasserzerlegung von Reaktorkern-Schrotten und anschließende Hochdruckverpressung
  • Unterwasserschere UWS: für Reaktorkern-Schrotte
  • Handhabungsequipment für die Unterwasserzerlegung in kerntechnischen Anlagen

Hansa Projekt Gruppe Hamburg

Die Anlagen müssen über Änderungsanzeigen in die Kraftwerksgenehmigungen eingebunden werden.

  • Mobile Hochdruckpresse SUPERPACK: Verarbeitung von 180-l-, 200-l- oder 220-l-Fässern
  • Trocknungsanlage für Mischabfälle und Schlämme
  • Konditionierungsanlage für Konzentrate
  • Umfüll- und Entwässerungsanlage von Kugelharzen in Presskartuschen, 200-l-Fässern oder Gussbehältern

NUKEM Technologies GmbH, Alzenau

Die Anlage verfügt über eine bundesweit gültige Einzelgenehmigung für alle kerntechnischen Einrichtungen nach §§ 7, 9, 9a AtG und §7 StrlSchV.

  • Mobile Anlage zur Entnahme, Vermischung, Abfüllung und Konditionierung von Kugelharzen und/oder Filterhilfsmitteln vom Typ MAVAK

sat.kerntechnik GmbH, Worms

  • Konditionierungsanlage zur Behandlung von mineralischen Reststoffen und Abfällen

Quellen:

[1] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: „Gemeinsames Übereinkommen über die Sicherheit und Behandlung abgebrannter Brennelemente und über die Sicherheit der Behandlung radioaktiver Abfälle – Bericht der Bundesrepublik Deutschland für die vierte Überprüfungskonferenz im Mai 2012“