Anlage |
|
Name der Anlage: | KKB – Kernkraftwerk Brunsbüttel |
Bundesland: | Schleswig-Holstein |
Betreiber: | Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH & Co oHG |
Gesellschafter: | Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (66,6%), PreussenElektra GmbH (33,3%) |
Beschäftigte: | Ca. 200 plus Mitarbeiter von Fremdfirmen [1] |
Reaktortyp: | Siedewasserreaktor, Baulinie 69 |
Leistung, elektrisch: | 806 MW brutto, 771 MW netto |
Baubeginn: | 15.04.1970 |
Netzsynchronisation: | 13.07.1976 |
Leistungsbetrieb: | Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 09.02.1977 |
Entsorgungsvorsorge-nachweis: | „Die Entscheidung, ob Asse II künftig als reine Forschungsstätte oder auch als Bundesendlager zu nutzen ist, wird im Laufe des Jahres 1983 getroffen.“ (3. BG vom 11.08.1983) [2] |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) |
Besondere Gefahren: | Die Siedewasserreaktoren der Baulinie 69 weisen schwerwiegende Konstruktionsmängel auf, die nicht nachgerüstet werden können. Die Druckbehälter entsprechen nicht den Sicherheitskriterien späterer Baulinien. Insbesondere die Schweißnähte stehen unter zu hoher Spannung, können teilweise nicht überprüft werden, Ermüdungsrisse entstehen. "Bei einem schweren Unfall in einem Kernkraftwerk des Typs SWR 69 tritt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine große Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt auf." [3] Das AKW Brunsbüttel hatte die längsten Stillstandszeiten. In seinen 34 Jahren Laufzeit stand der Reaktor insgesamt elf Jahre still. Die spektakulärsten Störfälle ereigneten sich 1978, als Radioaktivität austrat weil die Betriebsmannschaft durch Manipulationen eine Reaktor-Schnellabschaltung verhinderte und 2001 als eine Knallgas-Explosion eine Rohrleitung beschädigte, die am Reaktordruckbehälter angeschlossen war. [4] |
Meldepflichtige Ereignisse: | Insgesamt gab es im AKW Brunsbüttel bis zum 30.11.2022 522 meldepflichtige Ereignisse, davon 75 seit der Abschaltung am 21.07.2007. [5] |
Stilllegung |
|
Außerbetriebnahme: | 21.07.2007 nach mehreren Störfällen abgeschaltet und nicht wieder in Betrieb genommen |
Abschaltung endgültig: | 06. August 2011 (per Atomgesetz) |
Strommengenübertragung vom AKW Brunsbüttel: | 12.05.2021: 3.666,56 GWh auf das AKW Brokdorf [6] |
Stilllegungsverfahren: | 01.11.2012: Antrag nach §7 Abs. 3 AtG auf vollständigen Rückbau [7] 24.02.-24.04.2015: Auslegung der Stilllegungsunterlagen. 06./07.07.2015 Erörterungstermin 21.12.2018: 1. Stilllegungs- und Abbaugenehmigung 08.06.2020: Antrag für den Abbau von Anlagenteilen des Kernkraftwerks Brunsbüttel - Phase II [8] |
Kritik: |
|
Rückbau: | Laut Vattenfall dauert der Rückbau 15 Jahre. [10] |
Rückbauabfälle: | Ca. 9.000 t [11] |
Kosten: | Vattenfall rechnet mit Rückbaukosten ca. 1 Milliarde Euro. [10] |
Klagen von Vattenfall: | Vattenfall klagte wegen der Stilllegung der AKW Krümmel und Brunsbüttel vor dem Bundesverfassungsgericht und dem Internationalen Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (ICSID) in Washington. Vattenfall fordert Schadensersatz in Höhe von ca. 4,7 Mrd. Euro. [12] 04.07.2018: Mit der 16. Novelle des Atomgesetzes entschied der Deutsche Bundestag, dass Vattenfall auch für das nicht mehr nutzbare Stromkontingent des AKW Brunsbüttel entschädigt wird. Die Höhe der Entschädigung sollte erst nach Ende der Betriebszeiten der AKW festgelegt werden. [13] Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 06.12.2016 hatte die Einbeziehung von Brunsbüttel in eine Entschädigungsregelung gar nicht gefordert. [14] 29.09.2020: Aufgrund einer Klage von Vattenfall entschied das Bundesverfassungsgericht das die 16. Novelle des ATG zu unbestimmt ist und verpflichtete den Gesetzgeber zu einer Neuregelung. [15] März 2021: Die Bundesregierung einigt sich mit den Energiekonzernen auf einen öffentlich-rechtlichen Vertrag der Schadenersatz zahlungen vorsieht, alleine an Vattenfall in Höhe von 1,425 Mrd. Euro. Die offenen Verfahren sind damit beendet. Die Gremien der Konzerne und der Bundestag stimmten im Juni 2021 zu. Die Regelungen sind im Rahmen des 18. Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes in Kraft getreten. [16] |
Abfälle |
|
Brennelemente: | Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Uran-Brennelemente; Brunsbüttel besaß keine Genehmigung für den Einsatz von MOX-Brennelementen. Insgesamt sind 464 t SM angefallen. [17] 76 Brennelemente haben wegen der ungeplanten Stilllegung einen deutlich niedrigeren Abbrand. [18] |
| Das Abklingbecken lag wie im Block 4 im AKW Fukushima außerhalb des Containments unter dem Dach. Seit dem 21.11.2012 ist das Abklingbecken geräumt, die Brennelemente wurden aus Sicherheitsgründen zuerst in den Reaktordruckbehälter zurück gebracht und 2016 in Castor-Behälter verladen und 2016 in das Brennelemente-Zwischenlager Brunsbüttel verbracht, obwohl dieses zu diesem Zeitpunkt bereits keine Betriebsgenehmigung mehr hatte. [19] |
| Standort-Zwischenlager Brunsbüttel. Die Genehemigung für das SZL Brunsbüttel wurde gerichtlich aufgehoben. Trotzdem lagern alle Brennelemente aus dem AKW Brunsbüttel allein auf Anordnung des Landesumweltministers unbefristet im BZB. [20] |
Schwach- und mittelradioaktive Abfälle: [21] | "Das KKW Brunsbüttel lagert radioaktive Abfälle überwiegend am Standort. Die Zwischenlagerzeit ist vom Betriebsregime nicht begrenzt. […] Am Standort steht eine Lagerkapazität von 15.000 m³ zur Verfügung“. |
| 17.05.1971: Genehmigung des Feststofflagers im Rahmen des 2. Nachtrages zum Genehmigungsbescheid Nr. 3 für das AKW Brunsbüttel. Die Kavernen gehören zum Feststofflager. 22.12.1976: Betriebsgenehmigung für Fasslager und Feststofflager. Für alle Lager - Fasslager und Feststofflager inklusive Kavernen - gibt es keine max. Aktivitäts-, Volumen- oder Mengenbegrenzung Fasslager (Gebäudeteil ZA 03.42): Belüfteter begehbarer Raum im Kontrollbereich, ca. 160 m³, das älteste Fass stammt von 1987. Im Fasslager befinden sich Fässer mit Verdampfer- und Filterkonzentrat sowie aus den Kavernen geborgene Fässer. Feststofflager (Gebäudeteil ZC 01.03): Belüftete, begehbare Räume unterhalb der Heißen Werkstatt, ca. 100 m³. Kontinuierliche Messungen der Aerosole in der Raumluft, Dosisleistungsmessungen. Lagerung von Rohabfällen bis zu ihrer Konditionierung. Im Feststofflager befinden sich brennbare und nicht-brennbare Mischabfälle sowie aus den Kavernen geborgene Abfälle. Kavernen: Mit Betonriegeln abgedeckte, nicht begehbare und nicht belüftete Lagerstätten in 7 m Tiefe. Keine spezifische Raumüberwachung. „Die Kavernen sind nicht als (rechtlich) eigenständige Lagerstätten genehmigt. […] Besondere Zustimmungserfordernisse, z.B. für die Einlagerung von radioaktiven Abfällen, einschränkende Vorgaben wie eine Höchstlagerungsdauer oder regelmäßige Inspektionen sind nicht vorgeschrieben. Damit sind die Kavernen vollständig der Betreibersphäre zugeordnet. Eine Betrachtung der Kavernen unter dem Blickwinkel einer längerfristigen Lagerung von radioaktiven Abfällen hat nicht stattgefunden.“ Die Kavernen 1 bis 4 sind geräumt, in Kaverne 6 befindet sich noch der stark kontaminierte oder aktivierte Waser-Dampf-Abscheider. Kaverne 5 enthält keine Fässer mit Filter- oder Verdampferkonzentraten und wurde nicht geräumt. [21] Lager für Rückstellproben (ZU 07.14 und ZE 04.16): Begehbare und belüftete Räume, oberirdisch, Tresore und abgeschlossene Schränke, ca. 3 m³, temporäre Lagerung von Rückstellproben und diversen Probeentnahmegefäßen aus Entsorgungskampagnen. Die Abfälle sollen in das neu zu errichtende LasmA Brunsbüttel umgelagert werden. |
| Transportbereitstellungshalle I (max. 2 x 1016 Bq):
Transportbreitstellungshalle II (max. 1x 1017 Bq)
|
Inventar gesamt am Standort (31.12.2022): [23] | Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle
Konditionierte Abfälle
Abfälle in Endlagergebinden
|
Bekannte Ereignisse:
| 15.05.1979: Austritt von Verdampferkonzentraten aus einem Fass [22] 27.10.1979: Leckage aus einem Verdamfperkonzentrat-Fass [22] 15.12.2011: Bei der Entnahme eines Fasses aus dem Kavernenlager zum Zweck der Umfüllung wurden starke Korrosionsschäden entdeckt. Der Betreiber informierte die Aufsichtsbehörde nicht, sondern der TÜV Nord (10.01.2012). Erst am 12.03.2012 wird der Vorfall öffentlich. [24] Die Kavernen wurden mit einer Betonabdeckung versiegelt, neue Messanlagen installiert. Von den 626 geborgenen Fässern wurden eingeteilt:
|
Bergung der Fässer aus den Kavernen: [21] | Aufgrund der hohen radioaktiven Strahlung mussten spezielle Kamerasysteme eingesetzt werden. Für die Bergung der Fässer mussten Greifer entwickelt werden, mit dem ein Fass sowohl am Deckel als auch am Boden gehandhabt werden konnte und die stark beschädigte Fässer auch umschließen konnten. Kavernen 2 und 4: Bergung der 188 Fässer 2015 bis 2016:
Bergung unter lüftungstechnischer Einhausung mit eigener Unterdruckhaltung und einem eigens dafür konsturierten Portalkran innerhalb der Einhausung Kavernen 1 und 3: Bergung der 194 Fässer 2016 bis 2017
Kaverne 6: Bergung der 244 Fässer 2018 bis 2019
|
Verbringung von Abfällen: |
|
Transporte |
|
zur Anlage: | Extern konditionierte schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Strahlenquellen |
von der Anlage: | Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, Strahlenquellen, später ggfs. Großkomponenten |
Gleisanschluss: | Vorhanden |
Adressen | |
Betreiber: | Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH & Co OHG |
Behörden: | Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) |
KritikerInnen: | Brokdorf akut, c/o Karsten Hinrichsen Anti-Atom-Initiative im Kreis Pinneberg Kieler Initiative gegen Atomanlagen |
Quellen[1] Süddeutsche.de: Abbau des AKW Brunsbüttel: "Auf dem Weg zur grünen Wiese", 28.11.2019 [4] wikipedia.org: Kernkraftwerk Brunsbüttel, abgerufen 14.08.2021 [5] base.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme [7] Kernkraftwerk Brunsbüttel GmbH: Antrag nach §7 Abs. 3 AtG auf Stilllegung und Abbau, 01.11.2012 [8] schleswig-holstein.de: Fragen und Antworten zur Stilllegung und zum Abbau der Kernkraftwerke Brunsbüttel, Krümmel und Brokdorf, abgerufen am 14.08.2021 [10] Vattenfall: Perspektive Brunsbüttel, Fragen und Antw0rten (FAQ), abgerufen 15.08.2021 [11] Vattenfall: Pesrspektive Brunsbüttel, KKB-Abbaumassen, abgerufen am 19.08.2021 [13] buzer.de: Synopse aller Änderungen des Atomgesetzes am 04.07.2018 [24] "Verrostete Atommülfässer im AKW Brunsbüttel entdeckt", Zeit online, 08.03.2012 [25] Vattenfall.de: Kavernen des Kernkraftwerks Brunsbüttel geräumt. 18.01.2019 [27] Greenpeace: „Tabelle Asse-Inventar“, abgerufen19.08.2021 |
AKW Brunsbüttel

Foto: Steffen Papenbroock, Designagentur wedes