Anlage |
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Name der Anlage: | GKN II – Gemeinschaftskraftwerk Neckar II |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Betreiber: | EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) |
Gesellschafter: | EnBW AG (98,45%), weitere Eigentümer: ZEAG Energie AG, Deutsche Bahn AG und Kernkraftwerk Obrigheim GmbH (zusammen 1,55%) Die EnBW ihrerseits ist zu 46,75% über die landeseigene NECKARPRI-Beteiligungsgesellschaft mbH im Besitz des Landes Baden-Württemberg und zu 46,75% im Besitz der OEW Energie-Beteiligungs GmbH, die 7 Landkreisen gehört. [1] |
MitarbeiterInnen: | in beiden Blöcken zusammen ca. 750 [2] |
Reaktortyp: | Druckwasserreaktor, Konvoi-Anlage |
Leistung, elektrisch: | 1.400 MW brutto, 1.310 MW netto |
Baubeginn: | 09.11.1982 |
Netzsynchronisation: | 03.01.1989 |
Inbetriebnahme: | Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 15.04.1989 |
Entsorgungsvorsorge-nachweis: | Kraftwerksinterne Zwischenlagerung und Verträge mit BNFL als Betreiber der Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield (GB) [3] |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) |
Informelle Beteiligungs-maßnahmen: | Am 18.7.2012 konstituierte der baden-württembergische Umweltminister Untersteller die Informationskommission zum AKW Neckarwestheim. Sie besteht aus Kommunal- und LandespolitikerInnen sowie VertreterInnen von Bürgerinitiativen, BUND, ver.di und der Wirtschaft. [4] Bereits in der konstituierenden Sitzung versuchte das Umweltministerium, das nur Gaststatus hat, massiv Einfluss auf die Inhalte der Kommission zu nehmen und die Beschäftigung mit der Kinderkrebsstudie - weil „zu global“ - zu verhindern. [5] Vor der 9. Sitzung am 26.10.2015 erklärte der Bund der Bürgerinitiativen mittlerer Neckar seinen Austritt aus der Kommission. Der BUND knüpfte seine weitere Mitarbeit an Bedingungen. [6] Daraufhin wurden die zuvor regelmäßig und bis zu drei Mal pro Jahr stattfindenden Veranstaltungen bis Oktober 2017 ausgesetzt und anschließend einmal pro Jahr durchgeführt. [7] Oktober 2021: Die Informationskommission wird eingestellt, stattdessen hat das Umweltministerium Baden-Württemberg ein Infoforum "Nukleare Sicherheit und Strahlenschutz" eingerichtet. Ein interaktiver Livestream ersetzt eine mit Mitgliedern besetzte Kommission. [8] |
Besondere Gefahren: | Der Reaktor steht auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs auf geologisch instabilem Grund. Der Kühlturm (Bodendurchmesser 165 Meter) ist bereits um 40 cm abgesunken. Über mehrere Jahre wurde mit Hilfe von Beton-Einpressung in den Untergrund versucht, diesen zu stabilisieren. Ende 2002 kam es auf einem Acker 4,5 km vom AKW entfernt ohne Vorwarnung zu einem 18 Meter tiefen Erdeinbruch. [9] Juli/August 2018: Während der wochenlang anhaltenden Hitze erteilte das Umweltministerium eine Ausnahmegenehmigung zur Einleitung von 30°C warmem Wasser in den Neckar. Im Normalfall darf das Kühlwasser 28°C nicht übersteigen. [10] Umweltschützer befürchteten ein Fischsterben. [11] 19.06.2020: Bisher wurden mehr als 300 Risse in den Rohren der Dampferzeuger entdeckt. Sie hätten zum Abriss der Rohre führen und einen schweren Kühlmittelverluststörfall auslösen können, der bis zur Kernschmelze führen kann. [12] Der BUND Baden-Württemberg, ausgestrahlt und der BBMN stellten einen Antrag an das Umweltministerium Baden-Württemberg auf Untersagung des Weiterbetriebs mit geschädigten Dampferzeugern. [13] [14] 29.04.2022: Der VGH Mannheim lehnte den Eilantrag auf einstweilige Stilllegung des AKW Neckarwestheim II ab. [15] 23.06.2022: Bei der Revision 2022 wurden erneut 36 neue Risse an sicherheitsrelevanten Rohren im Primärkreislauf festgestellt. [16] |
Besondere Gefahren Streckbetrieb: | Da jedes ungeplante Herunterfahren des Reaktors hätte bedeutet, dass dieser aufgrund des fortgeschrittenen Abbrandes gar nicht mehr in Betrieb hätte gehen können [17], ein Abschalten musste auf jeden Fall vermieden werden. |
Meldepflichtige Ereignisse: | 131 (Stand 31.07.2023) [18] |
Stilllegung |
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Abschaltung: | 15.04.2023 |
Laufzeitverlängerung: | 26.11.2021: Übertragungen von 2.000 GWh vom AKW Krümmel auf das AKW Neckarwestheim 2. [19] 27.09.2022: In einer Vereinbarung zwischen dem Wirtschaftsminister und den Betreibern wurde festgelegt, dass das AWK Neckarwestheim 2 zum 31.12.2022 abgeschaltet und anschließend innerhalb von 2-3 Wochen der Reaktorkern rekonfiguriert werden soll. [20] Eigentlich hieß es, dass der Bundeswirtschaftsminister im Dezember entscheiden wollte, ob das AKW Neckarwestheim 2 in den Streckbetrieb gehen soll und diese Entscheidung im Januar nochmals überprüft werden soll. Mit dem "Machtwort des Kanzlers" ist dies hinfällig. Nach der Änderung des Atomgesetzes wurde der Weiterbetrieb des AKW bis zum 15.04.2023 einfach durchgezogen - mit anfangs 70%, am Ende 55% Leistung. 31.12.2022: Abschaltung und Neukonfigurierung der Brennelemente. [21] 19.01.2023: Wiederanfahren des AKW [21] Das AKW hat bis zum 15.04.2023 zusätzlich 1,9 Terawattstunden Strom produziert. [22] Das AKW trug damit theoretisch 1,19% zum Stromverbrauch in den 3 1/2 Monaten bei. [23] Noch nicht bekannt sind die Zahlen des Netto-Stromexportes aus Deutschland in diesem Zeitraum. |
Stilllegungsantrag: | 18.07.2016: EnBW reicht den Stilllegungsantrag für GKN II ein [24], der am 15.05.2017 aktualisiert wurde. [25] 02.07.-03.09.2018: Bereits vier Jahre vor Abschaltung des AKW Neckarwestheim II werden die Antragsunterlagen öffentlich ausgelegt [26] Bis zum 03.09.2018 wurden ca. 800 Einwendungen gegen die konkreten Stilllegungspläne erhoben. [27] 27.11.2018: Erörterungstermin. Die Initiative "Atomerbe Neckarwestheim" kritisierte, dass der Termin zu spät bekannt gemacht wurde, GKN II solle sofort abgeschaltet und ein "transparentes, bürgernahes und ergebnisoffenes Genehmigungsverfahren für den AKW-Abriss" begonnen werden. [28] |
Genehmigung: | 04.04.2023: Stilllegungs- und Abbaugenehmigung [29] |
Rückbau: | Mai 2023: Die EnBW macht von der Stilllegungs- und Abbaugenehmigung Gebrauch. Das AKW Neckarwestheim 2 ist damit der erste der drei am 15.04.2023 abgeschalteten Reaktorblöcke, der tatsächlich in den Rückbau gegangen ist. [30] |
Dauer des Rückbaus: | Laut EnBW 10-15 Jahre [30] |
Kosten Laufzeitverlängerung: | 27.09.2022 Vereinbarung zwischen Bundeswirtschaftsminister, E.ON und EnBW: Im Falle des Weiterbetriebs wird davon ausgegangen, dass die Kosten durch die Erlöse für den Strom gedeckt werden würden. Sollte dies nicht eintreffen, erhalten die Betreiber vom Staat einen "Verlustausgleich". Sollte ein Reaktor nicht weiterbetrieben werden, würden die Kosten für Stillstände, Personal- und Sachkosten, Aufwand für behördliche Verfahren, Erfüllung Meldepflichten, Kosten für Deckungskäufe im Fall von Stillständen vor dem 31.12.2022, Kosten für Verzögerung des Rückbaus beim betreffenden AKW und anderen Atomkraftwerken des Konzerns sowie für die Vorhaltung in Reserve vom Staat übernommen werden. [20] |
Rückbaukosten: | August 2019: Für den Rückbau der AKW Obrigheim, GKN I und II sowie Philippsburg 1 und 2 kalkuliert die EnBW mit sieben Milliarden Euro. Zwei Milliarden Euro sind bis jetzt ausgegeben. [31] |
Beitrag zum Entsorgungsfonds: | 1.274 Mio. Euro Einzahlung zum 03. Juli 2017 abzüglich im Dezember 2017 ausgezahlte Rückforderung für Entsorgungskosten im ersten Halbjahr 2017: 7.410.000 Euro [32] |
Abfälle | |
Brennelemente: | 193 Brennelemente im Reaktorkern; jährlich wurden etwa ¼ der Brennelemente ausgetauscht. Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Uran-Brennelemente, ERU-Brennelemente, MOX-Brennelemente (max. 72 MOX-Brennelemente im Reaktorkern, 24 MOX-Brennelemente pro Nachladung, max. 37% MOX im Reaktorkern), 2013 - 2017 18 MOX-Brennelemente. [33] Insgesamt fielen im Rahmen der gesamten Laufzeit bis zum 15.04.2023 986 bestrahlte Brennelemente an. [34] |
Nasslager: | Kapazität für 786 Positionen Belegung am 31.12.2021: 472 Brennelemente [34] |
Externes Lager: | Gemeinsames Standort-Zwischenlager mit Neckarwestheim I |
Betriebsabfälle: | "Der durchschnittliche Anfall an endkonditionierten Betriebsabfällen bei den sich im Leistungsbetrieb befindlichen Reaktorblöcken betrug ca. 50 m³ pro Block und Jahr." [34] Vor allem Ionenaustauscherharze, Filterkerzeneinsätze, Verdampferkonzentrate, Filterkonzentrate, Festabfälle, flüssige Abfälle. |
Zwischenlager: | Fasslager für feste Abfälle, genehmigt in der 1. TEG für Neckarwestheim I vom 24.01.1972 UKT: Bauwerk für die Zwischenlagerung von schwachradioaktiven Abfällen und aktivierten Teilen, genehmigt in der 1. TEG für Neckarwestheim II vom 09.11.1982 und der 3. TEG für Neckarwestheim II vom 05.01.1988. Containerlager im Hilfsanlagen-Gebäude Kapazität 2.322 m³, Belegung am 31.12.2021 zu 64 Prozent. [34] |
Freifläche: | Gerüstcontainer können unter bestimmten Bedingungen südlich vom Maschinenhaus des GKN II außerhalb des Kontrollbereichs aufgestellt werden. Eine Lagerung länger als eine Woche bedarf der Zustimmung der Aufsichtsbehörde. |
Rückbauabfälle: | Die bis zum Ende des Rückbaus erwartete Menge an radioaktiven Abfällen am Standort Neckarwestheim beträgt ca. 12.900 m³ Endlagervolumen. [34] Für diese Abfälle wurde das Standortabfalllager Neckarwestheim (SAL-N) errichtet. |
Inventar GKN I und II: | Stand 31.12.2021 (für beide Blöcke): [34] Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle
Anfall von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen im Jahr 2021 (für beide Blöcke): [34]
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Meldepflichtige Ereignisse / Vorkommnisse: | |
Verbringung von |
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Transporte |
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zur Anlage: | Unbestrahlte Uran-, ERU- und MOX-Brennelemente, extern konditionierte schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Strahlenquellen |
von der Anlage: | Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, Strahlenquellen |
Gleisanschluss: | Nicht vorhanden |
Adressen | |
Betreiber: | EnBW Kernkraft GmbH |
Behörden: | Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg |
Kritiker*innen: | Bund der Bürgerinitiativen mittlerer Neckar e.V. AG AtomErbe Neckarwestheim Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand Neckarwestheim Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn Interessengemeinschaft Deponien Froschgraben Schwieberdingen und Burghof Horrheim |
Quellen[1] enbw.com: Aktionärsstruktur, abgerufen am 19.06.2020 [2] stimme.de, 14.08.2019: Der Rückbau des Kraftwerks in Neckarwestheim [4] www.infokommission-gkn.de: Startseite [5] „Das Atomgremium ist im Kern gespalten“, stuttgarter-zeitung.de, 18.07.2012 [7] Informationskommissionen AKW Neckarwestheim - Sitzungen [8] Infoforum Nukleare Sicherheit und Strahlenschutz, abgerufen am 19.02.2022 [9] „Landkarte des Schreckens“, DER SPIEGEL12/201, S.138 ff. [10] um.baden-wuerttemberg.de: Auswirkungen der Hitze auf die Stromversorgung, 27.07.2018 [11] "Umweltverbände fordern Drosselung von Kraftwerken", stuttgarter-zeitung.de, 07.08.2018 [14] BUND LV BW, ausgestrahlt, BBMN: Risse im AKW Neckarwestheim II, Pressemitteilung 19.06.2020 [17] Süddeutsche.de: Ein Ventil macht Ärger, 20.02.2022 [18] base.bund.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse in Deutschland [20] Eckpunkte BMWK - E.ON - EnBW, 27.09.2022 [22] EnBW: Kernkraftwerk Neckarwestheim: Block II endgültig vom Netz, 16.04.2023 [23] Umweltbundesamt: Tabell Bruttostromverbrauch 1990-2022 [24] EnBW: Antrag auf Erteilung einer Stilllegungs- und Abbaugenehmigung, 16.07.2016 [27] stimme.de, 27. November 2018: 800 Einwendungen gegen Rückbau von GKN II [28] AG AtomErbe Neckarwestheim: AKW-Abriss über die Köpfe der Bürger hinweg - Das unfaire Verfahren stoppen!, abgerufen am 19.06.2020 [30] EnbW: Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN); abgerufen 22.10.2023 [31] stimme.de, 14.08.2019: Der Rückbau des Kraftwerks in Neckarwestheim [32] kenfo.de: Geschäftsbericht 2017 [35] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Atommüll - Fragen zur Lagerung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle und diesbezüglichen Korrosionsproblemen (verrostete Atommüllfässer), Drucksache 17/9592, 09.05.2012 [36] stuttgarter-zeitung.de, 15. März 2012: Rostiges Fass mit Atomschlamm entdeckt [40] echo24.de: Bis 2050: Bauschutt des AKW Neckarwestheim ladet auf Heilbronner Deponie, abgerufen am 19.06.2020 [41] AVL-ludwigsburg.de: Freigemessene Abfälle - Deponierung, abgerufen am 19.06.2020 |
AKW Neckarwestheim II

Foto: Felix Koenig, Wikipedia