Anlage |
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Name der Anlage: | AVR – Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor Jülich |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Betreiber: | Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor GmbH 2003 wurde die AVR GmbH von der Energiewerke Nord GmbH (EWN) übernommen und im September 2015 mit den anderen Altlasten des Forschungszentrums Jülich zusammengeführt. Die neue Gesellschaft firmiert als "Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH" (JEN) und ist eine 100%ige Tochter der staatlichen Entsorgungswerk für Nuklearanlagen(EWN) GmbH [1] Vorher: Konsortium 15 kommunaler Elektrizitätsversorger unter Führung der Stadtwerke Düsseldorf, formal eigenständig, aber von Zuschüssen des FZJ abhängig und von diesem wissenschaftlich begleitet. [2] |
Gesellschafter: | 100% Bund |
Reaktortyp: | Hochtemperatur-Kugelhaufen-Reaktor |
Leistung, elektrisch: | 15 MW brutto, 13 MW netto |
Baubeginn: | 01.08.1961 |
Netzsynchronisation: | 17.12.1967 |
Inbetriebnahme: | Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 19.09.1967 |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk Nordrhein-Westfalen (MWEIMH) |
Meldpefl. Ereignisse: | 84 (Stand 31.10.2017) [3] |
Besondere Gefahren: | Während der Betriebszeit gab es mehrere schwere Störfälle und Radioaktivitätsabgaben über den Grenzwerten. Eine Expertengruppe veröffentlichte am 26.03.2014 unter anderem folgende gravierenden Ereignisse: Der AVR wurde teilweise mit überhöhten Temperaturen betrieben ohne dass dies erkannt wurde. Notwendige Temperaturmessungen wurden nicht durchgeführt 1974-76 stieg die Kontamination im Primärkreislauf um den Faktor 100 – 1000 an, ohne dass Konsequenzen gezogen wurden. 1978 kam es zu einem Dampferzeugerstörfall der zum Austritt radioaktiv kontaminiertem Wasser und einer erheblichen Menge Tritium führte. Anstatt den Störfall in die Meldekategorie B (sicherheitstechnisch potentiell signifikanter Störfall) oder sogar A (sicherheitstechnisch unmittelbar signifikanter Störfall) einzustufen wurde er vom Betreiber als Kategorie N-Störfall (geringe sicherheitstechnische Bedeutung) weiter gemeldet. Andere Störfälle wurden gar nicht gemeldet, u.a. 07.09.1971 Säureeinbruch , 30.03.1977 ungeplantes Kritischwerden, 29.01.1979 Gebläseschaden, wiederholte Störungen an der Anlage für die Beschickung mit Brennelementen. [4] In dem Behälter befinden sich noch maximal 197 Brennelemente, die nicht entleert werden konnten. „Die verbliebenen Kugelbrennelemente können bis zur Zerlegung des Reaktorbehälters nicht mit strahlenschutztechnisch und wirtschaftlich vertretbarem Aufwand geborgen werden.“ [5] |
Stilllegung |
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Abschaltung: | 31.12.1988 |
Genehmigung: | Genehmigung zum „sicheren“ Einschluss vom 09.03.1994 [6] |
„Sicherer“ Einschluss: | Durch erhebliche Probleme bei der Brennelemententleerung zogen sich die Arbeiten bis 2002 hin. Im Januar 1999 wurde aufgrund einer aus anderen Gründen durchgeführten Messung erhöhte Radioaktivität im Regenwasserkanal des Forschungszentrums, sowie eine lokal begrenzte aber hohe Strontium-90 Konzentration im Boden festgestellt - 21 Jahre nach dem ursächlichen Dampferzeugerstörfall. [4] Die radioaktive Kontamination ist hoch. Die staubgebunden vorliegende ß-Kontamination (Strontium-90) ist die höchste aller Reaktoren weltweit, außerdem gibt es hohe, langlebige C-14-Kontaminationen. |
Rückbau: | Nach dem Fund der radioaktiven Kontaminationen musste eine Konzeptänderung für die Stilllegung erfolgen: Herausheben des Reaktordruckbehälters und vollständiger Rückbau der restlichen Anlage; Genehmigung vom 31.03.2009. [7] Hohe Kontamination des Kühlkreislaufs verzögert den Rückbau. 22.07.2013: Das Bundesforschungsministerium räumt ein, dass der AVR-Rückbau sich weiter verzögert wegen unerwarteter Kontamination im Betonmantel, der teilweise eingerissen werden muss, damit der Reaktorbehälter herausgehoben werden kann. [8] |
Kosten: | Laut Schätzung der JEN: [9] Rückbau: Entsorgung radioaktiver Abfälle: |
Abfälle |
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Vermisste Brennelemente: | Es gibt Irritationen über den Verbleib von 2.285 Brennelementkugeln. Während der Betreiber diese auf dem Gelände des Forschungszentrums lokalisiert hält das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium eine Einlagerung in der ASSE II für denkbar. [10] Eine andere Möglichkeit ist, dass weitaus mehr Brennelemente als vermutet im Reaktor zermahlen wurden. [11] |
Reaktordruckbehälter: | 2006: Errichtung einer 60 x 40m Materialschleuse aus Stahl, um das Ausschleusen des Reaktordruckbehälters zu ermöglichen. November 2008: Verfüllung des Reaktordruckbehälters mit etwa 500 m³ Porenleichtbeton um das radioaktive Material zu binden. [12] s.a. AVR-Reaktorbehälter-Zwischenlager Jülich 2014/2015: In einer mehrmonatigen Aktion wurde der 2000 t schwere Reaktordruckbehälter aus seiner Umhüllung herausgehoben, mit sieben Kränen in die Horizontale gelegt und anschließend mit einem Vielachsenfahrzeug in ein eigens errichtetes Zwischenlager in 200 m Entfernung auf dem FZJ-Gelände transportiert. [13] |
Verbringung der Abfälle: |
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Adressen | |
Betreiber: | Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH |
Behörden: | Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes NRW (MWEIMH) |
KritikerInnen | Aktionsbündnis Stop Westcastor AntiAtom Euskirchen AntiAtom-Bündnis Niederrhein |
Quellen:[1] jen-juelich.de [2] Wikipedia: AVR Jülich (Abgerufen am 19.12.2017) [3] bfe.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme, Stand 31.10.2017, auf der neuen Seite base.bund.de ist der AVR Jülich einfach aus den Listen für meldepflichtige Ereignisse gelöscht worden. [8] Deutscher Bundestag Stenografisches Protokoll 17/249 vom 26.06.2013, Seite 31867 [9] jen-juelich.de: AVR Hochtemperaturreaktor, abgerufen am 13.10.2020 [10] „Brennelemente vermisst: Wirbel um Atommüll aus Jülich“ RP Online vom 05.04.2011 [11] „Atomare Brennelemente in NRW: Zu Staub zermaheln“ taz vom 04.04.2011 [13] Anti-Atom Euskirchen: Kippung und Transport des AVR-Reaktobehälters in Jülich, abgerufen am 13.10.2020 [14] Helmholtz-Zentrum München / PG Jülich: „Asse-Inventar – Abschlussbericht“ vom 31.08.2010 |
AVR Jülich

Foto: Maurice van Bruggen