Anlage |
| |
Name der Anlage: | KWB A – Kernkraftwerk Biblis A | |
Bundesland: | Hessen | |
Betreiber: | RWE Power AG | |
Gesellschafter: | RWE AG | |
MitarbeiterInnen: | ca. 300 am Standort [1] | |
Reaktortyp: | Druckwasserreaktor, 2. DWR-Generation | |
Leistung, elektrisch: | 1.254 MW brutto, 1.167 MW netto | |
Baubeginn: | 01.01.1970 | |
Netzsynchronisation: | 25.08.1974 | |
Leistungsbetrieb: | Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 26.02.1975 | |
Entsorgungsvorsorge-nachweis: | „In dem erwähnten stillgelegten Salzbergwerk Asse können auch hochaktive Materialien für Jahrhunderte gelagert werden.“ (1. TEG vom 31.07.1970) [2] | |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) | |
Besondere Gefahren: |
| |
Meldepflichtige Ereignisse: | 461 + 6 in gemeinsamen Einrichtungen der Doppelblockanlage (Stand: 31.12.2021) [6] | |
Stilllegung |
| |
Außerbetriebnahme: | Laufzeitverlängerung 11.05.2010, im Rahmen der Strommengenübertragung nach §71b AtG wurden 4,78 TWh vom stillgelegten AKW Stade an Block A übertragen. [7] Außerbetriebnahme März 2011 (laut Moratorium der Bundesregierung). | |
Abschaltung, endgültig: | 06.08.2011 (per Atomgesetz) Da es aufgrund der Abschaltung des Atomkraftwerks Biblis zu vermehrten Problemen bei der Spannungshaltung kommt, wurde durch den Netzbetreiber Amprion und den Atomkraftwerksbetreiber RWE Power entschieden, den Synchrongenerator des Blocks A für Phasenschieberbetrieb umzurüsten, um den benötigen Blindstrom zu erzeugen. Die Umrüstung erfolgt durch Siemens von Oktober 2011 bis Februar 2012. [8] | |
Stilllegungsantrag: | Antrag auf vollständigen Rückbau nach §7 Abs. 3 AtG gestellt am 06.08.2012. [9] 11./12.11.2014 Erörterungstermin in Biblis [10] 30.03.2017: Stilllegungsgenehmigung [11] 22.01.2018: Antrag 2. Abbaugenehmigung [12] 28.04.2020: 2. Abbaugenehmigung [13] | |
Klage von RWE gegen Hessen: | 27.02.2013: Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Hessen gibt einer Klage von RWE Recht, dass das hessische Umweltministerium formale Fehler bei der Anordnung der Stilllegung gemacht hätte. Eine Revision hat das VGH nicht zugelassen. [14] 20.12.2013: Der Bundesverwaltungsgerichtshof weist die Nichtzulassungsbeschwerde des Landes Hessen ab. [15] 17.12.2015: Mündliche Verhandlung im Schadenersatzprozess RWE gegen das Land Hessen. RWE fordert 235 Mio. Euro Schadenersatz vom Land. Den vom Richter angebotenen Vergleich über 50 Mio. Euro lehnten beide Beteiligten ab. [16] 21.04.2016: Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses im hessischen Landtag zur Frage der rechtsfehlerhaften Stilllegung des AKW Biblis. Der Bericht weist die Schuld für die Fehler dem Bund zu, die Minderheitenvoten sehen eine Mitschuld der Landesregierung. [17] 05.07.2017: Rücknahme der Schadensersatzklage gegen das Land Hessen durch die RWE [18] | |
Klage gegen den Atomausstieg: | 06.12.2016: Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Klage von RWE, E.ON und Vattenfall gegen den Atomausstieg:
Die Höhe der Entschädigung sollte laut 16. Novelle des Atomgesetzes erst 2023 ermittelt werden. [20] 29.09.2020: Aufgrund einer Klage von Vattenfall entschied das Bundesverfassungsgericht das die 16. Novelle des ATG zu unbestimmt ist und verpflichtete den Gesetzgeber zu einer Neuregelung. [21] März 2021: Die Bundesregierung einigt sich mit den Energiekonzernen auf einen öffentlich-rechtlichen Vertrag der Schadenersatzzahlungen vorsieht, alleine an RWE in Höhe von 880 Mio. Euro. Die offenen Verfahren sind damit beendet. Die Gremien der Konzerne und der Bundestag stimmten im Juni 2021 zu. Die Regelungen sind im Rahmen eines 18. Gesetzes zur Änderung des Atomgesetzes in Kraft getreten. [22] | |
Klagen gegen die konkreten Rückbaupläne: | 17.05.2017: Klage des BUND Hessen. [23] Hauptforderungen:
| |
Dauer des Rückbaus: | Laut HMUKLV ist mit mindestens 15-20 Jahren zu rechnen [24] | |
Kosten: | rund 1,5 Milliarden Euro für beide Blöcke [25] | |
Beitrag zum Entsorgungsfonds: | 1.249 Mio. Euro Einzahlung zum 03. Juli 2017 abzüglich im Dezember 2017 ausgezahlte Rückforderung für Entsorgungskosten im ersten Halbjahr 2017: 6,146 Mio. Euro [26] | |
Hauptkritikpunkte: | Eine Öffentlichkeitsbeteiligung gibt es nur zum 1. Stilllegungs- und Rückbauantrag wenn viele Details des Rückbaus noch gar nicht fest stehen. Alle weiteren Genehmigungen werden ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und ohne Öffentlichkeitsbeteiligung erteilt. Das Gebot zur Strahlenminimierung droht durch das ökonomische Interesse von RWE verletzt zu werden, die Anlage möglichst kostenminimierend rückzubauen und möglichst rasch und aus dem Geltungsbereich des Atomgesetzes zu entlassen. RWE will die überwiegende Menge der radioaktiven Abfälle freimessen und damit unkontrolliert auf Hausmülldeponien lagern oder in den Wirtschaftskreislauf geben. | |
Abfälle |
| |
Brennelemente: | Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Uran-Brennelemente; Biblis besitzt keine Genehmigung für MOX-Brennelemente. Insgesamt sind 897 t SM angefallen. [27] 44 Brennelemente haben wegen der ungeplanten Stilllegung einen deutlich niedrigeren Abbrand. [28] | |
Externes Lager: | Gemeinsames Standort-Zwischenlager für Biblis A und B | |
Wiederaufarbeitungs-abfälle: | Bei der Aufarbeitung der Brennelemente aus Biblis A und B entstanden: [29]
414 HAW-Glaskokillen wurden in das TBL Gorleben gebracht. Die MAW-Glaskokillen und MAW-Gebinde lagern noch in La Hague und sollen bis 2024 nach Deutschland gebracht werden. In Sellafield entstanden die gleichen Abfallsorten. Die HAW-Abfälle verbleiben in Sellafield, dafür kommen ca. 5 % mehr HAW-Glaskokillen, insgesamt 18 . 04.11.2020: Begleitet von Protesten und 3.000 Polizisten fand mitten in einer Corona-Welle der Castor-Transport statt. [30] | |
Betriebsabfälle: |
| |
Reaktorgebäude: | Lagerung in Reaktorneben- und Hilfsanlagengebäude und in Containern auf Freiflächen [31] | |
Externe Lager: | LAW-Lager max. 7.500 Gebinde, max. 3,1 x 1015 Bq, unbefristete Betriebsgenehmigung [31] Abfalllager in Halle 2 des Standort-Zwischenlagers für Brennelemente, Genehmigung nach §7 StrlSchV vom 13.12.2006: Lagerung von nicht-wärmeentwickelnden konditionierten radioaktiven Abfällen. Die Genehmigung ist befristet für zehn Jahre ab der ersten Einlagerung. LAW2-Lager: 05.04.2016: unbefristete Genehmigung nach § 7 StrlSchV für ein weiteres Zwischenlager für rd. 5.500 m³ Abrissabfälle. [32] 2018: Inbetriebnahme des LAW-2-Lagers | |
Meldepflichtige Ereignisse: | 01.04.1987: Veränderung der Geometrie von endkonditionierten 200-l-Fässern mit hochdruckverpressten Abfällen 20.01.1988: Erhöhte Neutronendosisleistung im Zwischenlager [25] 18.11.2020: Absturz eines Betonbehälters mit einem 400-l-Fass mit Verdampferkonzentrat [33] | |
Inventar am gesamten Standort (Stand 31.12.2019): [34] | Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle
Konditionierte Abfälle
Abfälle in Endlagergebinden
| |
Verbringung von Abfällen: |
| |
Transporte |
| |
zur Anlage: | Extern konditionierte schwach- und mittelradioaktive Abfälle, auch aus anderen Atomanlagen, Strahlenquellen | |
von der Anlage: | Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, Strahlenquellen, später ggf. Großkomponenten | |
Gleisanschluss: | Vorhanden | |
Adressen | ||
Betreiber: | RWE Power AG | |
Behörden: | Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV) Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) | |
KritikerInnen: | Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt atomkraftENDE.darmstadt AK.W.ende Bergstraße, c/o Volker Ahlers | |
Quellen[1] "Stellenabbau im AKW Biblis beendet", echo-online.de, 22.08.2018 [3] AtomkraftwerkePlag: Biblis (Hessen), abgerufen am 25.04.2020 [4] „Deutschlands unbeliebtester Lobbyist“, taz vom 10.05.2011 [5] „Falsch montierte Dübel legen das AKW Biblis seit einem Jahr still“, BCM News vom 21.10.2007 [6] base.bund.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme [7] nucleopedia.de: Kernkraftwerk Biblis (Hessen), abgerufen am 25.04.2020 [8] Amprion: „Generator wird zum Motor“, Pressemitteilung vom 24.02.2012 [12] RWE AG: „Antrag nach § 7 Abs. 3 Atomgesetz auf Abbau“ des Kernkraftwerk Biblis vom 22.01.2018 [15] Bundesverwaltungsgericht BVerwG 7 B 18.13, 20.12.2013 [16] "RWE muss wohl Abstriche machen", LegalTribuneOnline, 18.12.2015 [17] Hessischer Landtag: "Bericht des Untersuchungsausschusses 19/1, Drucksache 19/3429, 21.04.2016 [18] "RWE-Klage gegen Hessen wegen Biblis vom Tisch", Handelsblatt, 05.07.2017 [19] Leitsätze zum Urteil des Ersten Senats vom 6. Dezember 2016, 1 BvR 2821/1,1 BvR 321/1,1 BvR 1456/12 [20] 16. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes (16. AtGÄndG), Bundesgesetzblatt, Jg. 18, Teil I, Nr. 25 [24] umwelt.hessen.de: Rückbau Biblis, Stilllegung und Abbau des Kernkraftwerks, abgerufen am 17.02.2022 [25] heise.de, 29.05.2018: AKW-Rückbau in Biblis: Atomkraftwerk-Silhouette bleibt [26] Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung - Geschäftsbericht zum 31.12.2017 [29] „Gift für Generationen“, hronline.de, 17.05.2011 [30] Castor-Transport erreicht Biblis, zdf.de, 04.11.2020 [38] umwelt.hessen.de: Kerntechnische Anlagen: ORANO, abgerufen am 17.02.2022 |
AKW Biblis A

Foto: Alexander Hoernigk, Wikipedia