Den Konditionierungssektor teilen sich im Wesentlichen vier Firmen. An vorderer Linie die Gesellschaft für Nuklearservice GmbH (GNS), die den vier großen Energiekonzernen gehört und die Energiewerke Nord GmbH (EWN), die zu 100 Prozent im Besitz des Bundes ist. Des weiteren hat sich das Familienunternehmen G. Siempelkamp GmbH & Co KG auf die Schmelze radioaktiven Schrotts spezialisiert und die Fa. Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH aus Braunschweig möchte ihre Anteile am Konditionierungsmarkt ausweiten. Darüber hinaus bietet der Verein Strahlenschutz, Analytik & Entsorgung Rossendorf e.V. (VKTA) seine Konditionierungskapazitäten auch für Dritte an.
Manche Energieversorger behalten sich explizit vor, in den Reststoffbearbeitungszentren, die sie an den Rückbaustandorten aufbauen, auch radioaktive Abfälle aus anderen Atomanlagen zu bearbeiten. Dazu gehören E.ON und RWE (Technologiezentrum Gundremmingen A) und EnBW (RBZ Neckarwestheim und RBZ Philippsburg). Offiziell erst einmal für Abfälle aus Atomanlagen des eigenen Unternehmens. Doch die EnBW hat für Bau und Betrieb ihrer Reststoffbearbeitungszentren eigens die Gesellschaft für nukleares Reststoffrecycling mbH gegründet und sucht strategische Partner. Bisher ohne Erfolg, aber beim Einstieg eines strategischen Partners ist auch die Ausweitung des Geschäftes für Dritte naheliegend.
Im Herstellerbereich für Konditionierungsanlagen kommen zur GNS die Babcock Noell GmbH und die NUKEM Technologies GmbH hinzu, die beide neben der Lieferung von Anlagen auch deren Betrieb als Dienstleistung anbieten. Alle Firmen betreiben neben der Konditionierung noch weitere Geschäftsfelder im Nuklearbereich.
Zu den Firmen im Einzelnen
Gesellschaft für Nuklearservice GmbH (GNS): Die GNS ist eine Tochter von E.ON Kernkraft GmbH (48%) RWE Power AG (28%), EnBW (18,5%) und Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH (5,5%). Sie beschäftigt ca. 650 MitarbeiterInnen und hat eine Jahresumsatz von mehr als 300 Mio. Euro. Der Unternehmenssitz ist Essen. Tochterfirma ist die WTI Wissenschaftlich-Technische Ingenieurberatung GmbH, Jülich (100%). International ist die GNS in Russland, Großbritannien, China und der Schweiz aktiv und liefert in mehrere Länder Transport- und Lagerbehälter.
Die GNS konditioniert in Duisburg, in Jülich gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich und nutzt die MAW-Konditionierungsanlage der KTE GmbH in Karlsruhe. Sie stellt CASTOR, MOSAIK und andere Behälter her und bietet diverse Dienstleistungen für Atomanlagen und Transporte an. Sie betreibt darüber hinaus die Landessammelstelle Niedersachsen/Jülich.
Energiewerke Nord GmbH (EWN): Die EWN ist zu 100 Prozent im Besitz des Bundesfinanzministeriums. Sie beschäftigt im gesamten Konzern ca. 1.675 MitarbeiterInnen. Sie bekommt ihre Zuwendungen von Bund und Ländern, in 2016 voraussichtlich ca. 400 Mio. Euro. Der Unternehmenssitz ist in Rubenow bei Greifswald. Tocherfirmen sind die KTE - Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (100%) und die JEN – Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH (100%). International ist die EWN in Russland, Armenien, Ukraine und Bulgarien aktiv.
Die EWN konditioniert in Greifswald und in Karlsruhe für den Eigenbedarf und für Dritte. Sie ist für den Rückbau der DDR-Atomkraftwerke in Greifswald und Rheinsberg und für den gesamten Rückbau der Altanlagen der beiden nuklearen Großforschungszentren in Karlsruhe und Jülich zuständig. Sie betreibt die Zwischenlager in Greifswald/Lubmin, Karlsruhe und Jülich.
G. Siempelkamp GmbH & Co KG: Siempelkamp ist in Privatbesitz. Im kerntechnischen Beriech werden etwa 645 MitarbeiterInnen beschäftigt und ein Jahresumsatz von ca. 112 Mio. Euro erzielt. Der Unternehmenssitz ist in Krefeld. Zur Siempelkamp-Gruppe gehören diverse Tochtergesellschaften. Die Nuklearsparte von Siempelkamp ist mit ihren umfangreichen Serviceleistungen für Atomkraftwerke weltweit aktiv.
Siempelkamp betreibt in Krefeld die Schmelzanlage CARLA für schwachradioaktive Abfälle und die Schmelzanlage GERTA für Metalle, die mit Radionukliden natürlichen Ursprungs (NORM) verunreinigt sind (z.B. aus Düngemittel- und Wolframindustrie)
Eckert & Ziegler Nuclitec GmbH (EZN): Die EZN ist eine 100%ige Tochter der Eckert und Ziegler Strahlen und Medizintechnik AG EZAG. Die Holding macht einen Jahresumsatz von etwa 127 Mio. Euro und unterhält ein verzweigtes Netz von Beteiligungen. Sie ist weltweit in der Produktion von Isotopen, Radiopharmaka und Einrichtungen für die Strahlentherapie aktiv. In Großbritannien hat sie das Entsorgungsgeschäft für schwach radioaktive Abfälle und Strahlenquellen von der US-amerikanischen Firma EnergySolutions übernommen.
Die Tochter EZN sitzt in Braunschweig und beschäftigt etwa 140 MitarbeiterInnen. Sie betreibt diverse Konditionierungseinrichtungen auch für Dritte und ein Zwischenlager in Leese, in dem auch die Abfälle der Landessammelstelle Niedersachsen lagern. Diverse öffentliche Äußerungen wie die Ankündigung, den rückzuholenden Müll aus der ASSE II konditionieren zu wollen, haben u.a den Zweck, den Aktienkurs der Holding zu steigern.
Strahlenschutz, Analytik & Entsorgung Rossendorf e.V. (VKTA): Der Verein VKTA ist zu 100 Prozent im Besitz des Freistaates Sachsen. Er beschäftigt 114 MitarbeiterInnen und macht einen Jahresumsatz von ca. 15 Mio. Euro. Der Vereinssitz ist Rossendorf.
Der VKTA konditioniert radioaktive Abfälle aus dem Rückbau der Altanlagen des Zentralinstituts für Kernforschung Rossendorf und in begrenztem Umfang auch für Dritte. Er ist zuständig für den Rückbau der Rossendorfer Anlagen und betreibt die Landessammelstelle Sachsen/Thüringen/Sachsen-Anhalt. Er bietet diverse Dienstleistungen vor allem im Messwesen, Strahlenschutz und gutachterliche Tätigkeiten an.
Babcock Noell GmbH: Die Babcock Noell GmbH ist eine Tochter der Bilfinger SE. Sie beschäftigt etwa 340 MitarbeiterInnen. Der Jahresumsatz war nicht zu ermitteln. Der Firmensitz ist Würzburg.
Babcock Noell vertreibt einzelne Konditionierungsanlagen bis hin zum kompletten modularen Reststoffbehandlungszentrum. Neben Lieferung, Errichtung und Inbetriebnahme bietet das Unternehmen auch den Betrieb der Anlagen an. Babcock Noell ist sowohl beim Bau von Atomkraftwerken (z.B. Olkiluoto-3, Flamanville-3) als auch beim Rückbau (z.B. Niederaichbach, Obrigheim) aktiv - in allen Geschäftsbereichen natürlich auch international.
NUKEM Technologies GmbH: Die NUKEM Technologies ist seit 2009 eine Tochter der russischen Atomstroyexport. Sie beschäftigt etwa 150 MitarbeiterInnen. Der Jahresumsatz liegt in der Klasse zwischen 100 und 250 Mio. €. Nach den Skandalen um die Hanauer Nuklearbetriebe von NUKEM und der NUKEM-Tochter Transnuklear musste die NUKEM ihre Brennelementfertigung einstellen und Firmenteile verkaufen. Sie verlegte ihren Firmensitz vom hessischen Hanau ins benachbarte bayrische Alzenau.
NUKEM Technologies vertreibt einzelne Konditionierungsanlagen bis hin zum kompletten Abfallbehandlungszentrum. Dazu bietet sie die Entsorgung von Abfällen mit eigenen Geräten und eigenem Personal an.Das Unternehmen plant einen HTR-Versuchsreaktor in Indonesien und verfügt über die Technologien zur Herstellung von HTR-Brennelementen. Neben dem Bau von Abfallbehandlungsanlagen und Zwischenlagern für Brennelementen und langlebigen radioaktiven Abfällen in verschiedenen Ländern (Bulgarien, Litauen, Ukraine) baut NUKEM Technologies auch oberflächennahe Endlager für kurzlebige radioaktive Abfälle (Ukraine, Irak).